RAVENSIREs fünfte Scheibe kommt zwei Jahre nach dem durchaus denkwürdigen Vorgänger dieses Album ("The Cycle Never Ends"), mit dem die Band ihren Einstand bei Cruz Del Sur zunftgerecht feierte. Stilistisch könnte sie auch 2019 nicht besser zu dem italienischen Experten-Label passen, denn was die Portugiesen bieten, ist schlicht und ergreifend Epic Metal wie aus dem Lehrbuch auf gehobenem Niveau mit einigen fast übersehbaren Alleinstellungsmerkmalen.
Konkret handelt es sich dabei um eine angenehm ruppige Gangart, die sich auch in Bassist Ricks kernig rauen Lead-Vocals widerspiegelt, was den angenehmen Nebeneffekt nach sich zieht, dass man anders als bei der "Konkurrenz", die bisweilen arg dick aufträgt, keinen gekünstelten Schwulst ertragen muss. Als erstklassige Songwriter haben sich RAVENSIRE bereits in der Vergangenheit dadurch hervorgetan, dass sie selbst im mittleren Tempobereich eine fesselnde Angelegenheit bleiben, und das ist auch weiterhin der Fall.
Bereits der Einstieg mit 'Carnage at Karnag' macht vorstellbar, wie Manowar zu "Hail To England"-Zeiten mit den mittleren Manilla Road verschmolzen klingen könnten, doch der kämpferische Duktus dieses Tracks zieht sich nicht konstant durch den Rest des Materials. Vielmehr changieren RAVENSIRE ungezwungen zwischen verhältnismäßig geradlinigen Nummern mit mehr Schwung - 'Thieves of Pleasure' und 'Gabriel Lies Sleeping' sind zwei Schlag auf Schlag hintereinander begeisternde Hymnen - sowie pompösen Stampfern von denen 'Dawning in Darkness' kurz nach der Halbzeit als Sieger in der Gesamtwertung durchgeht.
Die bis zu einem gewissen Grad unberechenbare Art der Gruppe versperrt ihr den Weg zu sofort zündenden Hits, weshalb "A Stone Engraved In Red" ausdrücklich nichts für die Generation "instant gratification" ist, die ihr Hörerheil allerdings sowieso vorwiegend unter auf Hit geeichte Skandinavien-Echtmetallern sucht; das hier ist dafür längerfristig interessant.
FAZIT: RAVENSIRE waren und bleiben eine relativ originelle Classic-Metal-Combo, die in ihrer Heimat Portugal gewissermaßen aus sich selbst schöpfen muss, denn nationale Vorbilder existieren in diesem Bereich praktisch nicht. "A Stone Engraved" In Red" stellt in seiner Detailverliebtheit ganz ohne Kalkül auch und gerade eines klar: Traditioneller Stahl kann immer noch heiß sein, wenn er in Isolation geschmiedet wird. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/c1e30bb1dcec4f7d817123f5d8ae0c53" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.06.2019
Cruz del Sur / Soulfood
41:03
14.06.2019