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Red Death: Sickness Divine

Stil: Crossover / Thrash

Cover: Red Death: Sickness Divine

Mit RED DEATH haben Century Media keine naheliegende Wahl getroffen, was Verträge mit hoffnungsvollen Underground-Acts angeht. Der Crossover im klassischen Sinn, den die Band grob umrissen spielt, weist noch die eine oder andere kompositorische Schwäche auf und leidet unter einem unbeweglichen Frontmann, doch das Potenzial der Musiker ist auf "Sickness Divine" jederzeit erkennbar.

Das junge Washingtoner Quartett, dessen Mitglieder sich nicht umsonst im Tragen von Shirts mit u.a. Amebix-Logo gefallen, setzt abseits seiner relativ unverfälschten Metal-Songs auf simple wie effektive Riffs im Geiste früher Hardcore-Acts, die vorwiegend im Midtempo zu Werke gegangen sind. Das langgezogen genölte Titelstück zu Beginn ist ein Paradebeispiel dafür, wozu auch der Umstand passt, dass schlicht und ergreifend oft wiederholte Songnamen als Refrains herhalten.

Dieser Kniff steht emblematisch für per Brechstange erwirkte Eingängigkeit und will gekonnt sein. RED DEATH überzeugen dabei im Großen und Ganzen, weil sie nicht alles auf eine Karte setzen, sondern noch weitere Facetten zu bieten haben. Der Uptempo-Glanzpunkt 'Path Of Discipline' etwa rangiert irgendwo zwischen NYHC-Gangbang und - jawohl - "Master Of Puppets"-Epik, auch wenn er keine vier Minuten dauert - und apropos Metallica:

RED DEATH haben die Säulenheiligen als Kids offensichtlich gern und oft gehört, wie der Old-School-Thrasher 'Face The Pain' mit ein paar "Kill 'em All"-verdächtigen Licks und ebenso fiebrigen, kurzen Solos jener Art verdeutlicht, die Kirk Hammett in seiner Sturm-und-Drang-Zeit zockte. '(Refuse To Be) Bound By Chains' lässt später mit ruhiger Einleitung einen vergleichbaren Hang zu stimmungsvollen Intros vermuten.

Die Vocals bleiben indessen bis zuletzt der empfindlichste Schwachpunkt der Combo; kaum auszudenken, wie durchschlagend sich RED DEATH mit einem richtigen Sänger oder zumindest facettenreichen Shouter im Langzeitgedächtnis festsetzen würden …

Ach ja, um gegen Ende noch einmal auf die wohl größte Genre-Band aller Zeiten zurückzukommen: Das langsam schreitende Finale 'Exhalation Of Decay' spiegelt einen ähnlichen Stampf-Stoizismus wider, wie ihn Hetfield und Co. Anfang der 1990er auf dem "Black Album" an den Tag legen.

FAZIT: Mit "Sickness Divine" präsentieren sich RED DEATH als vorerst nur gute Thrash-Band mit auf charmante Weise angestaubtem Sound. Das Haken schlagende 'Sword Without A Sheath' sowie die rasanten Eruptionen 'Sheep May Unsafely Graze' und 'Ravage' kurz vor Schluss sollte jeder anchecken, für den die Zeitrechnung in diesem Stil 1989 endet. Ihre vorigen Demos und Singles stehen "for free" auf Bandcamp. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/3c58888a4cee4fb6826c82355f79d78d" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.11.2019

Tracklist

  1. Sickness Divine
  2. Face The Pain
  3. Sword Without A Sheath
  4. The Anvil's Ring
  5. Sheep May Unsafely Graze
  6. Path Of Discipline
  7. (Refuse To Be) Bound By Chains
  8. Dreadful Perception
  9. Ravage
  10. Exhalation Of Decay

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Century Media / Sony

  • Spieldauer

    32:35

  • Erscheinungsdatum

    29.11.2019

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