Aus der bunten Rockszene der dänischen Hauptstadt Kopenhagen kommen beinahe nur Originale. Bands von dort scheint es fern zu liegen, einander zu emulieren, und das vorherrschende Gesellschaftsklima führt offensichtlich auch nicht dazu, dass sich auf natürliche Weise ein einheitlicher Sound oder Stil herauskristallisiert. REDWOLVES bilden keine Ausnahme von dieser erfreulichen Regel, sondern verbinden das Vertraute (klassische Zerrgitarrenmusik im weitesten Sinn) mit einer Eigenwilligkeit, die vom Start ihres ersten Langspielers weg für sie einnimmt.
Die Band machte bereits 2016 mit einer EP von sich reden ("Walking Roads"), die ihren Sänger Rasmus Cundell als Markenzeichen in den Brennpunkt stellte. Seine originelle Stimme und pfiffigen Texte prägen nun auch die Klangfarbe bzw. Atmosphäre von "Future Becomes Past" maßgeblich, wobei der kantige Heavy Rock, den man von dem Kurzformat kennt, keine merkliche Wandlung vollzogen hat. Falls überhaupt, haben sich REDWOLVES zu noch sorgfältigeren Songwritern weiterentwickelt.
Ein Teil des Materials auf "Future Becomes Past" fußt paradoxerweise auf der Klangästhetik klassischer Prog-Acts. Es ist füllig mit Orgeln und verspielten Gitarrenparts arrangiert, zu denen der Frontmann glockig hell intoniert, wohingegen Tracks wie das kurze 'Rigid Generation' in ihrer Unmittelbarkeit hörbar von skandinavischem Schweinerock beeinflusst wurden. Die Mitglieder wären auch die ersten, die dies gestehen würden, auch wenn REDWOLVES sozusagen nie in ihr Publikum spucken würden.
Aufgrund von Cundells Charisma fühlt man sich wiederholt auch an Mos Generator und andere frühe Stoner-Acts erinnert, die den Weg zu altem Classic Rock gefunden haben. Das Quartett legt eine ausgesprochene Virtuosität an den Tag, die sie in den Dienst des Songs stellt, und trifft damit den Nerv eines aktuellen Trends, woraus sie hoffentlich Profit schlagen können. So sympathisch und unkalkuliert wirkte derart traditioneller Stoff zuletzt nämlich selten.
FAZIT: REDWOLVES haben mit "Future Becomes Past" einen echten Winner herausgebracht - acht Stücke wie aus einem Guss, in denen ein strahlkräftiger Sänger negative Gefühle und Erlebnisse verarbeitet (Rasmus wurde im Vorfeld der Arbeiten am Album Opfer einer nicht weiter bestimmten Gewalttat) setzen ungeheuer positive Energien frei. Augenzwinkernd nennt die Gruppe ihren Stoff "Future Rock", womit sie wohl darauf anspielt, sich dem vorherrschenden Vintage-Trend nicht andienen zu wollen, und behält tatsächlich insofern recht, als man die Platte immer wieder aus dem Regal ziehen wird, um sich aufbauen zu lassen. Musik als Lebenshilfe im besten Sinn. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/64790e5d8cd74764b8c7437a57f73474" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.03.2019
Argonauta / Soulfood
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15.03.2019