Auf "Addictivities Part 1" bleiben RELINQUISHED ihrem Stil - düsteren Bombast-Metal - absolut treu, und zwar aus gutem Grund. Es ist nicht das erste Konzeptalbum in der bereits 15-jährigen Laufbahn der Gruppe, sondern fungiert inhaltlich auch als Prequel zu ihrem Debüt „Susanna Lies In Ashes“. So gesehen schließt sich ergo ein Kreis mit "Addictivities Part 1".
Allerdings wäre es schade, wenn sich die Band seit dem besagten Einstand nicht weiterentwickelt hätte, und dies erkennt man insbesondere auf der kompositorischen Ebene. RELINQUISHED fassen sich nicht unbedingt kompakter denn je, wissen ihre Songs aber nicht mehr derart zu überfrachten, wie es bisweilen in der Vergangenheit der Fall war. Nichtsdestoweniger mäandert das Material auf "Addictivities Part 1" hier und dort weitschweifig durch verschiedene Stimmungslandschaften, doch auch dies hat quasi Methode.
Immerhin erzählt die Platte die Geschichte des fiktiven Drogenabhängigen Daniel, der in seinem Alltag zwischen Resignation - Hingabe an die Sucht - und Aufbegehren - Kampf, um clean zu werden - irgendwie weiterlebt, ohne wirklich zu leben. Im Zuge dessen setzen RELINQUISHED musikalisch unterschiedliche Schwerpunkte, gleichwohl ihr Sound tendenziell im extremen Metal verortet ist.
Nachdem der Opener 'Expectations' noch mit Post-Rock-Epik überraschte, bewegt sich die Combo ausschließlich in vertrauerten Gefilden, indem sie zwischen melodischem Death und Black Metal nicht allzu moderner Art pendelt. Die Vocals - Wispern, Grunzen und Geschrei - sind dem jeweiligen instrumentalen Hintergrund angepasst. Das achtminütige 'Avalanche Of Impressions' nimmt nicht nur aufgrund seiner Länge eine zentrale Rolle ein, sondern fasst auch alle Stilelemente zusammen, die den bunten Sound der Tiroler ausmachen.
Atmosphärisches Geschwurbel hätten sie sich indessen sparen können (höre das Zwischenspiel 'Pulse'), auch wenn es dem Konzept entspricht. Als Anspieltipps nennen wir den im positiven Sinn etwas altertümlich anmutende Gothic-Doom-Wiedergänger 'Damaged For Good' und die wahrliche Giftspritze 'Syringe'. Hier darf man auch den einzigen wesentlichen Lapsus anführen, den sich RELINQUISHED leisten: Mitunter könnten sie ruhig genauso flott wie in diesem Track musizieren.
FAZIT: Im qualvoll misstönenden Morast 'Void Of My Ashen Soul' steht zwar fest, dass die Zukunft nichts Gutes für den Protagonisten der Story verheißt, doch RELINQUISHED sind mit diesem soliden Stück Finster-Metal weiterhin gut aufgestellt. Was ihnen noch fehlt, ist eine Tour mit einem stilistisch ähnlichen Zugpferd, um bekannter zu werden, denn ihre Musik verdient es. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/8a8d0f74a5bb4b0cbd87c01407a8b404" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.02.2019
Dominik Stefan
Sebastian Bramböck
Anton Keuschnick, Simon Dettendorfer
Richie Marx, Simon Dettendorfer
NRT
49:38
01.02.2019