Vor 10 Jahren in Osnabrück als Medieval-Folk-Band gegründet, machte RELIQUIAE zunächst mit ihrem selbst produzierten Demo „Prolog“ von sich reden, das aufgrund großer Nachfrage umgehend als Mini-Album veröffentlicht wurde. Seitdem hat sich einiges geändert. Von der Ur-Formation ist lediglich noch Bassmann Morti mit dabei. Aber auch die Musik änderte sich mit der Zeit. Vom ursprünglichen Mittelalter-Folk verabschiedete sich die Band spätestens 2015, als man beschloss, diverse Stromgitarren in die Musik der Band mit einzubinden.
Somit stellte das 2016er Album „Winter“ eine deutliche Zäsur dar und brachte eine Hinwendung zu rockigen Nummern, die zwar immer noch von Dudelsack und Geige flankiert werden, der ehemalige Folk-Ansatz aber, kann als Geschichte angesehen werden. Das nun vorliegende Werk „Babylon“ setzt diese Tendenz fort – und um es vorweg zu nehmen – ist das bisher stärkste Album der Band.
Bedächtig startet zunächst der „Engelmacher“, aber nur kurzfristig, bevor sich ein Kehrvers Bahn bricht, der die Zeichen eindeutig auf „heavy“ stellt, das Ganze instrumentiert mit Dudelsack, der hier wie bei den Spielleuten von SALTATIO MORTIS, überwiegend in den Zwischenparts sowie den einleitenden Takten eingesetzt wird und ein ums andere Mal eine gefällige Melodei erklingen lässt. Das gelingt besonders gut auf „Hölle“, bei dem die Totentänzer deutlich Pate gestanden haben.
Womit wir beim Thema wären, denn es mag Stimmen geben, die der Band eine zu große Ähnlichkeit zum bereits erwähnten Branchenprimus vorwerfen könnten, ein Vorwurf, der sich nicht ganz von der Hand weisen lässt, den sich aber auch eine ganze Anzahl weiterer Mittelalter-Rock-Bands gefallen lassen muss. Doch zurück zum Album.
„Liebesglut“ rockt etwas dezenter und nicht ganz so zwingend wie die vorangegangenen Titel, aber immer noch gefällig und besitzt zudem auch mehr Eigenständigkeit. Doch dann zieht der Longplayer mit „Die Sonne Scheint“ wieder ordentlich an und liefert eine Hymne mit hohem Wiedererkennungswert. Ein starker Titel. In der Folge bleiben „Feuertanz“, „Die Motte“ und „Verboten“ am nachhaltigsten im Ohr. „Prinz Von Babylon“ ist mir persönlich als Abschluss-Track nicht die optimale Wahl und wäre im Mittelteil des Albums besser aufgehoben gewesen.
FAZIT: RELIQUIAE haben mit ihrem aktuellen Album „Babylon“ endgültig den Schwenk vom Medieval-Folk hin zum Mittelalter-Rock vollzogen. Der Stilwechsel kann als gelungen angesehen werden und betrachtet man den Zulauf, den die Mittelalter-Szene im Moment hat, sollte ein Platz auf den größeren Bühnen den Jungs von RELIQUIAE sicher sein.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.09.2019
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