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SAOR: Forgotten Paths

Stil: Black Metal

Cover: SAOR: Forgotten Paths

Innerhalb von sechs Jahren sind SAOR (Gälisch für "frei") außerordentlich weit gekommen. Obwohl die Schotten keine Black-Metal-Revolution vom Zaun gebrochen haben, genießen sie praktisch seit Beginn ihrer Karriere einen guten Ruf und werden in einem Atemzug mit anderen Acts der jüngeren Generation (Winterfylleth, Wodensthrone) aus ihrer Umgebung genannt, die für eine Renaissance der britischen Szene verantwortlich seien. Ein Hype hat im Gegensatz zu beispielsweise den Gruppen aus dem Pazifischen Nordwesten der USA (Agalloch etc.) allerdings nie stattgefunden, und das ist vielleicht auch ganz gut so.

Dementsprechend selbstgenügsam klingt auch das neue Album. Das einstige Studioprojekt ist mit seinem letzten Langspieler “Guardians” vor zwei Jahren endgültig zu einer live performenden Band geworden, gleichwohl GründerAndy Marshall nach wie vor alle Entscheidungen trifft und sich weder die kompositorische Feder noch die konzeptionelle Gestaltung von SAOR aus der Hand nehmen lässt. Für "Forgotten Paths" hat er nun mehrere Gäste um sich geschart, um seine Vorstellungen einmal mehr kompromisslos umzusetzen.

Der Sound bleibt wohlgemerkt konservativ, fußt auf verträglich warm statt schrill klingende Sechzehntel-Melodien und mutet durch den Einsatz akustischer Instrumente (Gitarren, landestypische Pfeifen und Fiddle) bombastisch an, ohne das Kitsch-Metal-Terrain auch nur zu streifen. Die drei ausufernden Tracks und das gezupfte Outro 'Exile' (vier Minuten) lassen sich einerseits am besten mit einem Wort auf den Punkt bringen - stimmungsvoll - und wurden andererseits zu facettenreich aufgezogen, um ihren Schöpfer in irgendeine Klischee-Kiste zu stecken.

Die Melodien machen sowohl in den forschen als auch während der getragenen Parts den Kerngehalt von "Forgotten Paths" aus. Klare Vocals kommen gelegentlich zum Tragen ('Monadh'), doch als sich Alcests Neige fürs Titelstück die Ehre gab, war ihm offensichtlich nach seiner charakteristischen Schreistimme zumute. Tatsächlich machen die Kompositionen in ihrem epischen Verlauf ähnlich viele Wandlungen durch wie jene der Franzosen, sodass man sich als Hörer am Ende ganz woanders wähnt.

Eine schwarzmetallische Odyssee im besten Sinn also, rural geprägt und frei von Teufeleien bzw. Ideologien.

FAZIT "Forgotten Paths" bietet traditionellen Melodic Black Metal mit atmosphärischen und folkloristischen Schwerpunkten - ohne Anspruch auf ultimative Originalität, dafür mit verschwenderischen Arrangements, denkwürdigen Melodien und nachfühlbaren Emotionen. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/5bcf5962443a4cefada4afbdad558777" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.02.2019

Tracklist

  1. Forgotten Paths
  2. Monadh
  3. Bròn
  4. Exile

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Avantgarde

  • Spieldauer

    38:38

  • Erscheinungsdatum

    15.02.2019

© Musikreviews.de