Da ist es nun also, das erste Solowerk des Zeremonienmeisters Sascha Paeth, der sich mit diesem Album anschickt, aus den Schatten der großen Namen herauszutreten, für die er schon als Produzent, Tontechniker und Musiker gearbeitet hat. Betrachtet man die Liste der Bands, für die Paeth schon an den Knöpfen gedreht hat, finden sich dort neben AVANTASIA solch illustre Namen wie RHAPSODY, KAMELOT, EDGUY, EPICA, GAMMA RAY und RUNNING WILD, um nur einige zu nennen. Der Schritt von der grauen Eminenz, die im Hintergrund die Fäden zieht, hinaus ins Scheinwerferlicht, ist nicht unbedingt zwangsläufig, allerdings auch nicht besonders abwegig, zumal Paeth immer schon als Musiker unterwegs gewesen ist.
Mit von der Partie sind alte Bekannte. Neben Adrienne Cowan, die bereits auf der AVANTASIA-„Moonglow“-Tour von sich reden machte, greifen mit Felix Bohnke (Schlagzeug) und André Neygenfind (Bass) zwei weitere AVANTASIA-Musiker zu den Instrumenten, die neben Paeth, der höchstpersönlich die teilweise grandiosen Gitarrenparts einspielte, das Gerüst der Band bilden, die noch um Keyboarder Corvin Bahn ergänzt wird. War die Besetzung der Instrumente fast zwangsläufig und nicht weiter überraschend, ist Adrienne Cowan als Lead-Sängerin nicht unbedingt zu erwarten gewesen.
Das Album startet mit der Hochgeschwindigkeitsnummer „The Time Has Come“, in der Adrienne Cowan gleich mal ein paar Growls einstreut, die ihre Clean-Stimme wohltuend konterkarieren, die hier in den höchsten Registern etwas dünn klingt, was seitens der Produktion mit verschiedenen, zusätzlichen Layern abgefangen werden soll. Und hier bin ich direkt beim Hauptkritikpunkt: Die facettenreiche Stimme Cowans, verliert in den absoluten Höhen ihr eigentlich warmes, angenehmes Timbre. Hier stellt sich die Frage, ob es nicht ein Terz tiefer auch getan hätte, da das tatsächlich Machbare nicht immer das Optimum ist.
Nach diesem klassischen Power-Metal-Track folgt mit „Die Just A Little“ die Vollbremsung. Klasse Titel, eventuell an der falschen Stelle, da er den Flow des Albums vollständig ad absurdum führt. Hier ist allerdings die Stimme, mit ein paar Ausnahmen, besser eingesetzt, obwohl auch hier die Layer im Chorus etwas störend wirken. Während „Radar“ ein Mid-Tempo-Titel ist, der komplett zu gefallen weiß, zieht das Tempo mit „Where Would It Be“ wieder deutlich an und liefert in der Strophe eine gefällige Nummer, die im Chorus wieder an der Tonhöhe leidet, die für meinen Geschmack einfach zu hoch angesetzt ist.
Betrachtet man sich „The Path“ mit seiner an ABBA erinnernden Gesangslinie in der Strophe, bekommt man eine Vorstellung davon, welch eine grandiose Stimme Adrienne Cowan tatsächlich besitzt, vorausgesetzt, diese wird entsprechend ihrer Range eingesetzt. Ein absolutes Highlight des Albums. Nach dieser bärenstarken Ballade nimmt das Album wieder Fahrt auf, denn mit „Sick“ steht das härteste Brett der Scheibe an. Cowen glänzt mit Growls in einem Titel, der ihr auf den Leib geschrieben zu sein scheint.
„Bound In Vertigo“ mit seiner an Medieval-Metal erinnernden Gesangslinie ist ein weiteres Highlight, bevor mit „Signs Of Wings“ ein episch anmutender Track ansteht, dessen Strophe erneut Anleihen bei den Schweden von ABBA macht. Ein würdiger Abschluss eines starken Erstlings.
FAZIT: SASCHA PAETH´S MASTERS OF CEREMONY werfen mit “Signs Of Wings” ein exzellentes Debüt ins Rennen. Während sowohl Songmaterial als auch die Instrumentierung des Ganzen fast keine Wünsche offen lassen, gibt es Abzüge für die etwas zu hoch gewählten Gesangslinien in den angesprochenen Titeln, die die ansonsten starke Stimme Adrienne Cowans unnötig ausdünnen und so den Einsatz verschiedener Hilfmittel aus Tontechnikers Werkzeugkiste erforderlich machen, die es eigentlich nicht gebraucht hätte. Dennoch: „Signs Of Wings“ ist ein starkes Debütalbum, das allen Fans des Genres ans Herz gelegt sei.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.10.2019
André Neygenfind
Adrienne Cowan
Sascha Paeth
Corvin Bahn
Felix Bohnke
Frontiers Music Srl.
47:00
13.09.2019