Diese Schweden blicken auf eine beeindruckende Tourneegeschichte im Vorprogramm von u.a. ihren Landsleuten bzw. Brüdern im Geiste Backyard Babies und Imperial State Electric sowie nicht zuletzt der US-amerikanischen Rocklegende Kiss zurück, haben aber hierzulande noch nicht viel reißen können. Ihr viertes Album "Aliens" glich vor zwei Jahren einer heiteren Auseinandersetzung mit dem seelischen Befinden der Bandmitglieder in aller Öffentlichkeit, der Nachfolger zeigt SATAN TAKES A HOLIDAY nun als humorvolle Beobachter des gegenwärtigen Zeitgeschehens. Auf die Musik hat sich diese inhaltliche Schwerpunktverschiebung jedoch nicht ausgewirkt.
"A New Sensation" haben die Musiker mit ihrem Stammproduzenten klanglich optimal in Szene gesetzt: ziemlich genau an der Schnittstelle zwischen rootsigem Rock-Schmutz und einem zeitgenössischen Indie-Entwurf, was den Kompositionen allein schon aufgrund ihrer strukturellen Anlege entgegenkommen sein dürfte. 'Kingslayer' ist kurz vor Schluss die einzige Nummer, die vier Minuten überschreitet, ansonsten fassen sich SATAN TAKES A HOLIDAY wesentlich kürzer.
Dass die Mitglieder längst blind aufeinander eingespielt sind, hört man spätestens jetzt besonders gut, denn so live klang die Gruppe im Studio noch nie. Unter diesen Voraussetzungen wirken etwa das swingende 'Unicorn', das an "männliche" The Dead Weather denken lässt und mit kurzen Bläser-Tuschs während der Bridge überrascht, oder der Speed-Punker 'Hell Is Here', in dem Gastsängerin Tess de la Cour tatsächlich weibliches Sexappeal einbringt, außerordentlich lebendig.
Umso rascher ist die Chose dann auch vorbei, bevor man genug davon hat. "A New Sensation" kann also süchtig machen - vor allem Fans von aufs absolut notwendige reduziertem Rotzrock; den machen SATAN TAKES A HOLIDAY lediglich durch viele kleine Verzierungen interessanter, doch von der erdigen Basis lenken diese Gimmicks nicht ab.
FAZIT: SATAN TAKES A HOLIDAYs fünfter Langspieler ist ein freches Energiebündel, zu dem man sich fast genau eine Stunde lang daneben benehmen kann, wenn man es zweimal hintereinander hört. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/21eca8647b644ac5a82d6ba19eb3b224" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.04.2019
Despotz / Cargo
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19.04.2019