Bei SCREAMER ist 2019 vielleicht kompromissloser als je zuvor rockiger Heavy Metal wie aus der Pionierzeit in Großbritannien zu Beginn der 1980er angesagt. Schon das liebevoll retrospektive Artwork ihres neuen Albums verleiht der rudimentären Leitlinie Ausdruck, der das Quintett auf seinem vierten Longplayer folgt.
Als ob dies nicht genügen würde, bemühen die schwedischen Traditionalisten zum zigsten Mal anderswo verwendete Songtitel und Wendungen in ihren Texten, was "Highway Of Heroes" beinahe automatisch zu einem Tributalbum macht … und schwingt sich Frontmann Andreas Wikström zu schrillen Höhen auf, denkt man zwangsläufig an Rob Halford.
Neben Judas Priest klingen aufgrund verschwenderisch eingesetzter zweistimmiger Leads und unzähliger Solo-Trade-offs etwa auch Riots Mittelphase und Iron Maiden (man höre die hibbelige, vordergründig im Mix platzierte Bassarbeit) an. Erstmals sind dieselbe Besetzung wie bei der Einspielung des vorangegangenen Longplayers und eine nicht selbst durchgeführte Produktion zu hören, was sich in beiden Fällen positiv ausgewirkt hat. SCREAMER wirken spätestens jetzt nicht mehr wie ein konturloses Projekt zweifellos hingebungsvoller, aber letzten Endes nur halb ernster Fans, sondern nach einer Einheit, die "es" wirklich wissen möchte.
Auch wenn sie nichts ausgesprochen Neues fabrizieren, bereiten ihre Hommagen an einschlägig bekannte Idole auch längerfristig Spaß; das gilt im Besonderen für das gehobene Midtempo von 'Rider Of Death' (Ohrwurm-Refrain) mit seinem Straßenköter-Flair, das flotte 'Halo' (wenn hier mal nicht 'Exciter' von den Judaspriestern Pate gestanden hat …) und das beschwingte 'Out Of The Dark' mit seiner sehnsüchtigen Gesangsmelodie.
FAZIT: SCREAMER befinden sich derzeit in bester Gesellschaft ihrer altehrwürdigen Landsleute Ram und der mittlerweile rockiger ausgerichteten Cauldron. "Highway Of Heroes" ist ein für durch und durch klassischen Heavy Metal (und nichts anderes!) überdurchschnittlich facettenreiches Album mit Anspruch auf Zeitlosigkeit - auch und gerade wegen seiner Eingängigkeit, die verblüffenderweise mit weniger abgedroschenen Tonfolgen erwirkt wurde, als es die Benennung diverser Songs erwarten lässt. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/c0a5caa3343c4f80abf0219055d18a29" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.10.2019
The Sign / Cargo
35:24
11.10.2019