Für diese Luxemburger wird es Zeit, sich international zu präsentieren, denn ihr melancholischer Indie Rock bis Pop hat nichts vom dem provinziellen Mief, der mehreren Newcomern aus dem Herzogtum in jüngerer Zeit anhaftete, dafür jedoch starke Songs in einem stilistischen Spannungsfeld, das die EInflüsse der Musiker nicht direkt erkennbar macht.
Die Singles 'Integrity (You Don't Owe Nothing to Me)' und "Within Me" veranschaulichen den Sound von SEED TO TREE relativ umassend. Erstere wird einem stylischen Videoclip flankiert, der den Eindruck bestätigt, dass die Protagonisten großen Wert auf eine stimmige Gesamtästhetik setzen.
Das Quartett stellt seinen Sänger Georges Goerens ins Zentrum des Geschehens. Seine Melodien und Texte schwanken zwischen verhaltener Trauer und ebenso zögerlichem Überschwang, Allein dies verleiht „Proportions“ schon einen anhaltenden Zauber, dem man sich nicht entziehen möchte, weil man an den Lippen des Frontmanns hängt. Darum könnte man schnell über die kaum minder spannende Musik hinweghören - Obacht also, denn was die Instrumentalisten in vierjähriger Arbeit (2015 erschien bereits SEED OF TREEs Debüt "Wandering") zu Werke gebracht haben, geht als ideale Verschmelzung früher Coldplay mit Foals und "leisen" Placebo durch.
Mit Hits, wie sie die Chartstürmer schreiben, ist es bei diesen Jungspunden noch ein Stück weit hin, doch dafür ergötzt man sich beim Hören des rauschhaften, fast prog-rockigen 'Lack of Proportion' oder während des watteweichen 'All Night Long' an der abgeklärt verspielten Interaktion einer für diesen Bereich schier beispiellosen Rhythmusgruppe, wenn Georges seinen Mitstreitern mal eben nicht die Schau zu stehlen droht.
FAZIT: "Proportions" ist das Werk aufstrebender lokaler Künstler, die wissen, was sie wollen, und mit ihrem visionären, prunkvollen Art Pop prinzipiell schon einen Fuß auf der Weltbühne stehen haben. Helfen wir SEED TO TREE also endgültig nach oben. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/d7132f2558194076813625ac3c6e41ee" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.04.2019
Popup-Records / Soulfood
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05.04.2019