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Reviews

Semistereo: Zabriskii

Stil: Progressive Rock / Metal

Cover: Semistereo: Zabriskii

Auf bislang drei Longplayern haben SEMISTEREO einen recht eigenen, harten Progressive-Rock-Stil kultiviert, den sie nun auf "Zabriskii" zu punktgenauen Songs verdichten, die fast immer um jeglichen unnötigen Ballast entschlackt wurden, obwohl der Großteil von ihnen eine leichte Überlänge aufweist.

Es handelt sich um eine Eigenproduktion, doch für die Endveredlung haben die Mitglieder offensichtlich tief in ihre Taschen gegriffen; das Material wurde nach der Abmischung seitens Guido Aalbers (The Gathering, Muse, Coldplay) von Andy Vandette gemastert, der auch schon für Rush und sogar die Beastie Boys gearbeitet hat. SEMISTEREO zielen also unleugbar auf eine internationale Hörerschaft ab, die in die Breite geht, und haben auch tatsächlich genügend Portenzial, um mehr als nur eingefleischte Proggies zu bedienen. Anders herum vermittelt die Band zu keiner Zeit den Eindruck, sich mit ihrer Musik irgendjemandem anzubiedern.

SEMISTEREO setzen mit diesem massenkompatiblen, modern ausgewogene Sound auf eingängige Refrains, zu denen sich die Gitarren-orientierte Musik oft in dramatischer Weise steigert und Frontmann Paul Glandorf das Potenzial seiner längst zum Markenzeichen der Band gewordenen, hellen wie kraftvollen Stimme zur Gänze ausschöpfen kann. Die Sechssaiten-Fration - Frank Weijers und Martijn Weyburg der auch zahlreiche subtil eingewobene Electro-Parts programmiert hat - verbreitet abseits ihrer Riff-Kanonaden häufig mit flirrendem Hall oder nervösem Single-Note-Spiel ein gewisse Post-Rock-Flair, das aber zu keiner Zeit abgegriffen wirkt.

Dies macht etwa das erzählerische Lamento 'Leap Into Flames' über seine erdige Aussagekraft hinaus zu einem für die Gesamtatmosphäre von "Zabriskii" exemplarischen Track. Wie hier pendeln SEMISTEREO immer wieder zwischen Heavy-Bombast, der ganz ohne Keyboards entsteht, und fast zerbrechlichem Neo Prog, dem jegliche Klischees abgehen. Wo andere krampfhaft melodisches Malen nach Zahlen betreiben und sich rhythmisch vor lauter Anspruch selbst zum Stolpern bringen, haben die Niederländer ein feinfühliges Händchen dafür, Kompliziertes einfach klingen zu lassen.

Wer also wissen möchte, wie Prog Rock bis Metal im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts ohne Stereotypen funktioniert, darf sich insbesondere anhand der herzerweichenden Ballade 'Crooked Teeth Necklace', des ein wenig Industrial-artigen 'Tide' und des abschließenden Achtminüters 'South Of Sobriety Street' von dieser sicherlich zu einem seiner oder ihrer neuen Genre-Favoriten avancierenden Gruppe vereinnahmen lassen.

FAZIT: Acts wie SEMISTEREO gehört die Zukunft des Prog. Ohne sich auf Gedeih und Verderb um "IInnovation" zu bemühen ist ihnen mit "Zabriskii" ein Album gelungen, das der Stilistik jederzeit Treue wahrt und trotzdem nicht unverbrauchter anmuten könnte. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/b349e2acfe76447bb66396aa31b4810c" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.04.2019

Tracklist

  1. Last Part Of The Trail
  2. Leap Into Flames
  3. Crooked Teeth Necklace
  4. A Tale Of Ravenous Longing
  5. Tide
  6. Wreckage
  7. Lethargic
  8. South Of Sobriety Street

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Freia

  • Spieldauer

    49:38

  • Erscheinungsdatum

    05.04.2019

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