Wenn jemand wie Jeff Beck als Rocklegende, die selbst im Alter innovationsfreudig bleibt, einer jungen Musikerin als Sprungbrett dient, muss sie etwas Besonderes sein, und das darf man von Tal Wilkenfeld zweifellos behaupten. Davon abgesehen, dass sie als Bassisten der Band des Altehrwürdigen für Maulsperren sorgt und anderen Schwergewichten wie Mick Jagger oder Prince im Studio unter die Arme gegriffen hat, treibt sie seit je auch ihre Solokarriere voran, die unter einem experimentelleren, unkonventionellen Stern steht.
„Love Remains“ vereint nun erstmals ihre Talente als Sängerin, Multi-Instrumentalistin und Produzentin auf einem einzigen Album, das sie obendrein im Alleingang geschrieben hat. Unterstützt wurde sie von abgeklärten, deutlich älteren Studiomusikern, ohne sich das Zepter aus der Hand nehmen zu lassen. Das Material trägt ohne Ausnahme ihre unangepasste Handschrift, obwohl es sich nicht ausschließlich an ein elitäres Publikum richtet, im Gegenteil.
Wilkenfeld gibt sich auf "Love Remains" angriffslustig ('Killing Me') und verletzlich zugleich ('Pieces Of Me'), was man bereits der eröffnenden Single 'Corner Painter' und kurz darauf auch dem Hilferuf 'To Be Alone' anhört, beides überraschend grungigen Stücken mit Baritongitarre und launischen, urgewaltigen Vocals. 'One Thing After Another' deckt mit dezenter Bläser- und Streicher Unterstützung die ruhige Seite ab, besitzt aber auch Soundtrack-Qualitäten. Mit der weiteren Ballade 'Counterfeit' oder dem leichtfüßigen Indie-Rocker 'Fistful Of Glass' zeigt Wilkenfeld hingegen, dass sie ein Kind der 1990er ist.
Die gebürtige Australierin bleibt von tieffrequenten Tönen angetan und legt Wert aufs sprichwörtlich gediegene Handwerk, doch wenn "Love Remains" eines ausdrücklich nicht ist, dann ein typisches Musiker-Album, auf dem spielerische Höchstleistungen erbracht werden. Tal zeigt sich als traditionelle Singer-Songwriterin - das Titelstück steht beispielhaft dafür - und zugleich (protegiert übrigens von Jackson Browne, der die Produktion der Platte beaufsichtigte) Querkopf mit Mainstream-Qualitäten.
FAZIT: Tal Wilkenfeld gewinnt dank ihrer vorbehaltlosen Herangehensweise an Musik mit ihrem Solo-Einstand auf ganzer Linie. Wer die ersten Arbeiten von Alanis Morissette und anderen Nineties-Frauen schätzt, sollte "Love Remains" auf keinen Fall übersehen. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/8d8f832504c94ceeb80807a8d3a3e075" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.03.2019
BMG
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15.03.2019