Diese erfreuliche Regensburger Szene-Erscheinung bleibt auch auf ihrem neuen Longplayer recht tief im Blues verwurzelt, während sie weiter dem Ruf des sogenannten Classic Rock der späten 1960er bis mittleren 70er folgt: TAMING THE SHREW stehen nach nach einem Besetzungswechsel anscheinend endgültig im vollen Saft und legen mit "Cure" ihr bisheriges Gesellenstück vor.
Dabei hat es die Band bekanntermaßen nicht leicht, weil derzeit viele andere auf diesem stilistischen Terrain wildern, weshalb es umso mehr gilt, die sprichwörtliche Spreu vom Weizen zu trennen. Sängerin, Texterin und Co-Komponistin Daniela Liebl ist in diesem Zusammenhang vermutlich der wertvollste Posten der offensichtlich literarisch bewanderten Gruppe (siehe Name); ihre Stimme verfügt über eine mit jenen von Francis Tobolsky von den Dresdnern Wucan oder Deborah Craft von den Würzburgern Wolvespirit vergleichbare Strahlkraft, bloß neigt sie anders als jene beiden nicht zu exaltierten Gesten, als gelte es, Janis Joplin nachzueifern.
Davon abgesehen besticht die Scheibe auch und gerade musikalisch, denn TAMING THE SHREW haben 2019 sorgfältiger ausgearbeitete Stücke vorzuweisen, die nach wie vor von schmatzendem Orgel-Antrieb und geradliniger, aber beileibe nicht fantasieloser Rhythmik leben. Das Titelstück, 'Breathe' und 'Her name' - die längsten Nummern im Aufgebot, sind die bis dato deutlichsten Bekenntnisse der Formation zum traditionellen Progressive Rock, freilich wie gewohnt mit psychedelischer Note und deshalb weniger lehrbuchhaft technisch als stimmungsvoll schwebend.
Im Besonderen sollte man Danielas Texten lauschen, denn ihre Fanale gegen Schwarzmalerei und Resignation - sozusagen ein Heilmittel gegen die derzeit allseits geschürte gesamtgesellschaftliche Beklemmung - unterstreichen die Relevanz von "Cure" gegenüber einer breiten Masse in jüngerer Zeit erschienener Genre-Platten.
FAZIT: TAMING THE SHREW erleben mit "Cure" ihren vorläufigen Zenit und punkten sowohl mit detailverliebt arrangierten Classic-Rock-Tracks als auch inhaltlichem Mehrwert, der sie zwischen aktuell sehr viel gesichtslosem Szenestoff unbedingt hörenswert macht. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/bd6e262e5add4a8d80f0d6e2de8ae780" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.11.2019
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