Blickt man auf die lange skandinavische Hardcore- bzw. Punk-Tradition zurück, darf man TEAR THEM DOWN als souveräne Fackelträger für die Altvorderen bezeichnen. Die Mitglieder stammen aus der Musikhochburg Göteborg (gibt es eigentlich überhaupt Orte im Land, wo nicht gleich eine Masse talentierter junger Menschen Instrumente in die Hand nimmt?) und proben in deren Bezirk Aröd, nach dem sie auch ihre jüngste EP mit einem Augenzwinkern gen Motörhead tituliert haben.
Und die legendären Briten sind wie für so einige Landsleute der Gruppe offensichtlich auch eine starke Inspiration für TEAR THEM DOWN gewesen, als diese die fünf Songs von "No Sleep Til Aröd" komponierten. Dank der druckvoll modernen Produktion des Kurzformats klingen die Tracks wie eine mittels D-Beat und kräftiger US-Hardcore-Schlagseite aufgebohrte Variante dessen, was in Form von "Ace of Spades" oder "Bomber" einst das Maß aller extremen Dinge im Rock-Bereich darstellte.
Und rocken - jawohl, das können TEAR THEM DOWN auch ganz wunderbar, denn bei aller rigiden Härte haben die Musiker breite Dreckränder unter den Fingernägeln und kehren eine Straßenköter-Attitüde hervor, die wohl auch ein gewisses Arbeiterklasse-Ethos widerspiegelt; das zumindest suggerieren die Texte, die mit glaubwürdiger Wut gebellt werden, so wie es in diesem Genre bekanntlich nicht zwangsläufig immer geschieht.
TEAR THEM DOWN gehören ergo zu den Ausnahmeformationen, die nicht nur posen, sondern ein dringliches Mitteilungsbedürfnis haben, doch dass man sich nicht von Propaganda beschallt fühlt, verhindern wiederum ausgezeichnetes Songwriting und ein leiser Retro-Hauch, der genauso häufig ins England der frühen 1980er zurückversetzt als in die USA zur Anfangszeit von Black Flag.
FAZIT: "No Sleep Til Aröd" bietet kurzweilige Hardcore-Punk-Unterhaltung, wie sie nur wenigen Genre-Bands gelingt, weshalb gegen ein vollständiges Album von TEAR THEM DOWN in naher Zukunft nichts einzuwenden ist. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/4805ba71403447ae9213340fba94f4e0" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.09.2019
Backbite / Broken Silence
24:25
02.08.2019