Auf ihrem neuen Langspieler üben TERAMAZE Kritik an Gleichschaltung und Überwachung, betrachten die verschwimmenden Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge, Wirklichkeit und Täuschung, und belegen scheinbar beiläufig, dass sie längst eine verlässliche Größe im Bereich Prog Metal sind, wenn man ihn konservativ im Sinne der mittleren bis späten 1990er begreift.
Bei dem einmal mehr kompetent durchgestylten neuen Material der Australier handelt es sich um ein Themenalbum der besseren Sorte, da es sich mit besinnlichen Interludien als Gesamtwerk im klassischen Sinn verstehen lässt, jedoch die meisten Songs auf eingängige Refrains ausgerichtet und dadurch deutlich voneinander unterscheidbar sind. "Are We Soldiers" zeichnet sich dementsprechend vor allem durch die effektvoll in Szene gesetzten Vocals von Frontmann Brett Rerekura, der seinen Mitstreitern vorübergehend den Rücken kehrte, nun aber wieder mit hörbar vollem Engagement zugange ist, und Gitarrist Dean Wells aus, der die Lead-Parts zeitweise harmonisiert.
Davon abgesehen steuert Keyboarder Jonah Weingarten der zuletzt unangenehm mit Winterkitsch-Musik an der Seite des Ex-Iced-Earth-Sängers Matthew Barlow auffiel, passend futuristische Klänge bei, und Bandleader Wells, der parallel zu TERAMAZE bei Meshiaak Thrash zockt, garantiert eine gesunde Grundhärte, die auch wegen des inhaltlichen Überbaus an düstere Genre-Acts wie Darkwater oder Dream Theater ab "Six Degrees Of Inner Turbulence" denken lässt. Allzeit verträgliche Tempowechsel und Breaks sowie regelrecht poppige Chorpassagen sorgen indes trotz ausufernder Instrumentalparts dafür, dass die Technik nie zu Lasten der Kompositionen an sich geht.
So glänzt das Quintett mit einem ähnlich semi-modernen Ansatz wie seine Landsleute Voyag3er, wobei der rauere Gesang des Rückkehrs im Vergleich zu Interimslösung Nathan Peachy erfrischend wirkt. Melodie und Urgewalt halten sich somit die Waage, was insbesondere die Video-Nummer 'From Saviour to Assassin', die bereits vor der Veröffentlichung des vier Jahre zurückliegenden Vorgängeralbums entstand, und den typischen Longtrack 'Weight Of Humanity' zu Glanzlichtern im Repertoire der Melbourner macht.
Als vertonte Dystopie nach - jawohl - Orwellscher Machart ('Orwellian Time') weist die Platte zwar kaum literarische Qualitäten auf, fesselt aber dafür so, wie es bei Musik der Fall sein sollte - mittels solider bis starker Lieder. Wer in die Tiefe gehen möchte, setzt sich mit den Lyrics auseinander, die definitv nicht bloß schmuckes Beiwerk sind.
FAZIT: "Are We Soldiers" ist ein überdurchschnittich gutes Progressive-Metal-Album mit konzeptionellem Fundament, das Freunden melodischer wie powervoller Szene-Vertreter gerade wegen der unabhängig von ihrer größtenteils längeren Spielzeit Hook-reichen Songs bestens reinlaufen dürfte. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/2fca9f16f2ec47a8b882d42ba214a860" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.06.2019
Mascot / Rough Trade
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21.06.2019