Bei der fünften Veröffentlichung von THE AURORA PROJECT, einer der derzeit führenden Progressive-Rock-Bands der Niederlande, handelt es sich - nomen est omen - um ein Live-Album. Mitgeschnitten wurde es beim Abschlusskonzert des Promo-Zyklus zu ihrer letzten Studioplatte "World Of Grey", weshalb deren Songs wie zu erwarten auch im Mittelpunkt stehen.
Für Fans erweist sich "grey_world_live" also umso wertvoller, da sich die Band selten zu Gigs hinreißen lässt und bereits an ihrem fünften Langspieler werkelte, als diese Aufnahme in der Cacaofabriek in Helmond entstand. Die CD ist auf 300 Einheiten limitiert und bietet neben den Livesongs auch drei Studio-Bonustracks. Mit ihrem Auftritt beim Freia Musik Festival zur Feier des 35-jährigen Bestehens der Plattenfirma ließen sich THE AURORA PROJECT übrigens zu einer Spontanaktion hinreißen, was man ihrer Darbietung gewissermaßen auch anhört.
Statt die detailreichen Stücke des zugrunde liegenden Albums mit erhöhtem Aufwand für die Bühne zu arrangieren, hat die Gruppe sie teilweise akustisch umgedeutet, was nicht nur dem intimen Charakter der Veranstaltung gerecht wurde, sondern auch interessante neue Aspekte des Materials offenbarte; Beim Hören des balladenhaften 'Alles is Een' etwa wird einem besonders deutlich bewusst, welch gutes Gespür die Band für zeitlose Melodien hat.
'World of Grey' nimmt im Gegenzug "stromverstärkt" symphonische Züge wie das Studio-Original, und die beiden klammernden Longtracks - das sich bedächtig steigernde 'Circles in the Water' sowie das düster harte Finale 'Dronewars' stellen sich als Machtdemonstrationen in Sachen Heavy Prog heraus. Dazwischen markieren das treibende 'Deadly Embrace' mit sehr solidem Chorgesang und die schon auf dem Album äußerst zudringliche Single 'Stone Eagle' wesentliche Ankerpunkte einer international absolut konkurrenzfähigen Performance.
FAZIT: "grey_world_live" ist nicht nur ein Fest für eingefleischte Jünger von THE AURORA PROJECT, sondern auch ein Vorzeige-Konzertmitschnitt, auf den jede progressive Rock- bis Metal-Band stolz wäre. Wird also Zeit, dass diese Vertreter endlich auf breiterer Ebene wahrgenommen werden - auch und gerade deshalb, weil sie mit ihren Themenkonzepten einen gegenwartsrelevanten Nerv treffen. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/41668ae022634320b9bf468f1b7683e7" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.06.2019
Freia
70:37
07.06.2019