Progressiver Rock aus Holland, der unüberhörbare Vorbilder hat, die sich in dem breiten progressiven Ozean von PORCUPINE TREE bis RIVERSIDE und PINEAPPLE THIEF, deren BRUCE SOORD auch dieses Album produzierte, bis OPETH tummeln.
THE BLACK FALL nehmen inmitten dieser interessanten Strömungen ihre eigenen Quelle ein. „Clear Preception“ ist das zweite Album der seit 2012 existierenden Band – und wenn ein BRUCE SOORD ganz offenherzig feststellt, dass er selten ein dermaßen ambitioniertes und atmosphärisches, aber zugleich auch melodiöses Album gehört und gemixt hat, dann kann man ihm nach dem Hören von „Clear Perception“, dessen absolute Highlights der extrem abwechslungsreiche, sogar mit ein paar crimsonesken Momenten angereichte Longtrack „Far From Home“ und der abschließende Viertelstünder „The Hollow“, der mit frühpsychedelischen Floydismen und weltmusikalischen Ausflügen aufwartet, sind, nur recht geben.
Eine ganz besondere Stärke von „Clear Perception“ ist das Laut-Leise-Akustisches-Metallisches-Melodiöses-Komplexes-Wechselspiel, das sich nicht etwa von Song zu Song entfaltet, sondern sogar innerhalb jedes einzelnen Songs. Glaubt man also anfangs, es käme eine Ballade auf einen zu, so wird man verblüfft nach kurzer Zeit feststellen, dass der so ruhige Song plötzlich metallisch explodieren kann, während die Eruption urplötzlich abbricht und ein akustische Spielerei für völlige Verwunderung sorgt. Das ist echt progressiv – und eben unberechenbar. Postrockig vom Aufbau her noch dazu! Und selbst der Gesang passt sich auf angenehme Art dieser Stimmungsvielfalt an, ohne für – wie leider noch immer viel zu oft im progressiven Rockbereich – unangenehme Eindrücke zu sorgen.
Leider fehlt in dem einfach gestalteten Digipak ein Booklet, denn „Clear Perception“ verfolgt textlich ein Konzept, das sich um die sich immer breiter machende Kälte unserer Zivilisation und den schrecklichen Folgen daraus dreht, zu dem man doch gerne die apokalyptischen Lyrics gelesen hätte.
FAZIT: Mit „Clear Perception“, dem zweiten Album von THE BLACK FALL, gelingt den holländischen Prog-Rockern ein sehr abwechslungsreiches, voller Stimmungsschwankungen überbordendes Album, das den Begriff „Progressiv“ mit komplex-musikalischem Laut-Leise-Leben füllt.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.06.2019
Luuk ter Denge
Stefan Herbers, Luuk ter Denge
Wouter Lubberts, Stefan Herbers
D. Klieverik, T. Meier, Stefan Herbers
Tiemen Claus
The Black Fall/Just For Kicks
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10.05.2019