Gemeinsam mit den Amerikanern Between The Buried And Me und Protest The Hero, den Italienern Destrage oder den Engländern TesseracT gehören die seit 2008 existenten UNEVEN STRUCTURE zu den Vorreitern des modernen Progressive Metal, wobei sie auch heute noch ein "acquired taste" sind, wie der Brite sagt. Die Franzosen reichen ihr drittes Album schneller ein als ihr zweites, das Konzeptwerk "La Partition" (2017), das in rund fünfjähriger Arbeit entstand, und weichen nach wie vor nicht komplett von ihrer Haken schlagenden Marschroute ab, obwohl sie infolge zahlreicher Konzerte erfahren haben, wie durchschlagend geradlinige Musik live wirkt.
Was sich allerdings bereits auf UNEVEN STRUCTUREs letztem Album abzeichnete, zieht die Band mit „Paragon“ bis zum Ende durch. Der moderne Prog Metal der Band beruht spätestens jetzt nicht mehr auf dem längst peinlich vorhersehbar gewordenen Wechselspiel zwischen grober Kelle (harte Strophen) und Streicheleinheiten (zarte Refrains). Ohne beide Extreme völlig aufzugeben, komponieren die Franzosen mehr oder weniger frei von Konventionen regelrecht Soundtrack-artige Tracks, die zwar nur noch selten sofort ins Ohr gehen, es dafür aber umso länger klingeln lassen. Phasenweise strahlen ihre Kleinkunstwerke sogar die kühle Schönheit von Vauxdvihl aus … deren „Vog“-EP hiermit nach 21 Jahren quasi in die Verlängerung geht.
Schon das einleitende 'Magician' wirkt wie ein fast vierminütiges Intro und für die Combo relativ zurückhaltend, 'Jester' hingegen verkörpert die viehische, unverfälschte Core-Brutalität, die sie von jeher auszeichnete, und geht am ehesten als klassischer UNEVEN-STRUCTURE-Track durch. Das träumerische 'Ruler' wiederum erweist sich auf den zweiten, dritten Hör als Melodie-Wunder und steht exemplarisch für die in allen Belangen gelungene Schwerpunktverlagerung der Musiker.
FAZIT: UNEVEN STRUCTUREs zweite Long-Branch-Platte (das 2011er Debüt "Februus" erschien bekanntlich bei der Djent-Keimzelle Basick Records) stellt so etwas wie Konsolidierung auf gehobenem Niveau dar. "Paragon" zeigt die Band auf den wesentlichen stilistischen Ebenen optimiert und lässt zudem über ihre Zukunft spekulieren - wird's noch Filmscore-mäßiger? Spannend bleiben die Franzosen auf jeden Fall, auch weil sie eben nicht das gängige Spiel mitmachen, sondern Verbesserung in einem Weniger an Catchiness suchen! <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/4d4576e988fb49989424533e7beabda3" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.10.2019
Long Branch Records / SPV
51:32
18.10.2019