Mit ihrem ersten Langspieler "Boundless" konnten sich VALIS ABLAZE nicht vollständig vom Mief des Djent befreien - von ihrer 2017er Debüt-EP "Insularity", produziert unter dem Szene-Impulsgeber Drewsif Stalin, braucht man in diesem Zusammenhang gar nicht zu reden -, und nun macht ihr zweites Album deutlich, dass der Band auch gar nicht daran gelegen ist. "Render" gibt aber auch über das entsprechende Milieu hinaus ein ordentliches Bild ab, selbst wenn es mit der Innovation, falls man im Fall der Briten überhaupt davon reden durfte, längst vorbei ist.
Stattdessen spielt das Quintett erneut knapp 50 Minuten lang seinen Schuh herunter, dessen Erstbesitzer es definitiv nicht ist. Angefangen beim fett modernen, abwechselnd unterkühlten und watteweichen Sound über die Songstrukturen bis zur Stimmung, die insbesondere Phil Owen mit seiner Stimme verbreitet, als wollte er die gesamte Welt in die Arme schließen, zeichnet alles, was man auf "Render" hört, die Band im Guten wie Schlechten als "Versteher" von Periphery, TesseracT und Co. aus.
Die zehn Tracks sind praktisch maßgeschneiderter Pop mit derben Gitarren und verqueren Rhythmen, insbesondere die drei Singles 'Proxy', 'Hollow Heart' und 'The Convincer', mit denen die Musiker auch gar keinen Hehl aus ihrem offensichtlichen Anliegen machen, Massen ansprechen zu wollen. Für das geradezu klischeehaft stotternde 'Ascent' haben sie Sam Bell als Gastsänger eingeladen, um im Duett mit Phil zu schmachten, während in der finalen Dampframme 'Elevation' Solokünstlerin White Dove singen darf, nachdem der etatmäßige Frontmann ein paar obligatorische Schrei-Parts eingestreut hat.
So weit, so berechenbar, doch wie gesagt: Sogenannten Alternative Prog Metal spielt man mittlerweile eben auf diese Weise, und macht irgendjemand den zahllosen Retro-Prog-Acts dort draußen Vorwürfe, fantasielos zu agieren respektive frech abzukupfern? Nein. Ergo ist "Render" (denkt hier sonst jemand ständig an TesseracTs "Sonder"?) eine Empfehlung an jeden Wert, der diesen Stil schätzt, auch wenn er beim Hören keine neuen Einsichten gewinnen dürfte.
FAZIT: Alt-Prog-Metal der konservativen Sorte, satt produziert, solide geschrieben und ebenso schnell ins Ohr gehend, wie er an Reiz verliert - mit ihrem dritten Album müssen VALIS ABLAZE beweisen, dass sie mehr sind als bloße Kopisten. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/448428e69d524a14a955122c2ae0adf8" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.07.2019
Long Branch / SPV
49:10
19.07.2019