Endlich eine wahre Geschichte, die uns zeigt, was Musik, abseits von Spotify und weiteren Streaming-Plattformen der Oberflächlichkeit, bewirken kann, wenn man sich ganz tief in sie hineinfallen lässt und sein Leben danach ein anderes sein wird.
Dem Kritiker, der diese Zeilen verzapft, ging es so nach „Animals“ von PINK FLOYD, doch in diesem Film <a href="https://www.youtube.com/watch?v=jrGAoNLmun0" target="_blank" rel="nofollow">„Blinded By The Light“</a> geht es um die Wirkung von BRUCE SPRINGSTEEN auf den britischen Teenager Javed mit pakistanischen Wurzeln, dem 1987 in der englischen Stadt Luton sein musikalisches Erweckungserlebnis widerfährt und bei dem die Springsteen-Musik und dessen Texte Javeds Leben völlig umkrempelt. Mit dem Rock‘N‘Roll im Rücken und Springsteen in den Ohren erhebt er sich sogar über die eigene Religion und den permanent grassierenden Rassismus.
Musik ist und war schon immer ein Ventil, besonders in Diktaturen und unfreiwilligen Zwängen – im Falle erwähnter PINK FLOYD war es beispielsweise das Ertragen schrecklicher Zensuren und des Eingespertseins in einem Land namens DDR. Was konnte da besser passen als Orwells „Farm der Tiere“ und die musikalische floydianische Inspiration.
Ein wenig Trauer schwingt sogar in diesen Worten mit, weil wir dieses Gefühl in Verbindung mit Musik immer mehr in der modernen Welt ausgerottet haben, ähnlich wie wir es nach und nach mit der Tierwelt tun, womit nicht die fiesen Schweine aus Orwells „Animal Farm“ gemeint sind.
Vielleicht aber beginnt nach „Blinded By The Light“ für einige von uns doch endlich mal wieder die Suche nach dem Soundtrack ihres Lebens. Und der BOSS BRUCE SPRINGSTEEN wäre schon ein echt guter Anfang. Denn wer beispielsweise in der Live-Aufnahme von „The River“, samt Mundharmonika-Intro, aus dem September des Jahres 1979 im Madison Square Garden von New York, welche die LP-A-Seite dieses Doppel-Albums abschließt, nicht ertrinken kann, dem schicken wir am besten Dieter Bohlen als verfehlten Rettungsschwimmer vorbei, der es sogar schafft, einen in der stabilen musikalischen Seitenlage zum Kotzen zu bringen.
Mit der Live-Aufnahme von „Thunder Road“ aus dem Oktober des Jahres 1975 im Hollywooder Roxy Theatre und der Live-Aufnahme von „The Promised Land“ vom 11. November des Jahres 2014 im Washingtoner The National Mall wird das Album pro LP-Seite mit weiteren Springsteen-Live-Leckerbissen angereichert, die bisher auf Tonträger noch unveröffentlicht waren.
Der Untertitel zu diesem Soundtrack lautet jedenfalls: „Inspiriert von einer wahren Geschichte und den Worten sowie der Musik von BRUCE SPRINGSTEEN!“
Damit ist klar, dass dieser Soundtrack getragen wird von der Musik BRUCE SPRINGSTEENS, aber auch zwei weitere, im Jahr 1987 durchaus gute Pop-Nummern auf der A-Seite des Doppel-Albums zu finden sind: <a href="https://www.youtube.com/watch?v=a3ir9HC9vYg" target="_blank" rel="nofollow">A-HA „The Sun Always Shines On T.V.“</a> und <a href="https://www.youtube.com/watch?v=dRHetRTOD1Q" target="_blank" rel="nofollow">PET SHOP BOYS „It‘s A Sin“</a>.
Zusätzlich durchziehen wie ein „Roter Faden“, der die Verbindung zwischen der Musik und dem Film herstellt, mehrere gesprochenen Original-Szenen aus dem, beim diesjährigen Sundance-Festival euphorisch aufgenommenen Film (Wrap: „Verdammt nah dran am Prädikat unwiderstehlich!“), die aber meist nur wenige Sekunden kurz sind.
Für alle Springsteen-Fans sind natürlich der Song „I‘ll Stand By You“, eine bis dato noch nie veröffentlichte Studio-Version, und die drei ebenfalls noch nie auf Tonträger erschienenen Live-Versionen aus den Jahren 1975, 1979 und 2014, selbstverständlich in sehr guter Soundqualität, von hohem Wert.
Abgeschlossen wird das Album von „For You My Love“, die Veröffentlichungspremiere des Grammy-Preisträgers A.R. RAHMAN, der bereits für seinen Soundtrack zu „Slumdog Millionaire“ jede Menge Preise abräumte. Einen besseren Abschluss dieses echt gelungenen Soundtracks kann man sich gar nicht wünschen!
FAZIT: Ein Soundtrack, der sich besonders für alle Freunde von BRUCE SPRINGSTEEN und des Grammy-Gewinners A.R. RAHMAN („Slumdog Millionaire“) lohnt. „Blinded By The Light – Original Motion Picture Soundtrack“ (Unbedingt für die Doppel-Vinyl-Variante entscheiden, das würde uns bestimmt auch der BOSS empfehlen!) zur wahren Geschichte eines britischen jungen Mannes mit pakistanischen Wurzeln, der mit Leib und Seele der Springsteen-Musik verfällt und schon aus diesem Grunde gegen seine überholt-traditionierten Wurzeln innerhalb der Familie und des Freundeskreises, aber auch so einiger Rassisten, ankämpfen muss. Und dass zusätzlich vier bis dato noch nie auf Tonträger veröffentlichte Songs den Soundtrack zieren, sollte auf jeden Fall alle BRUCE SPRINGSTEEN-Anhänger das Wasser im Munde und den Schmalz in den Ohren zusammenlaufen lassen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.08.2019
Columbia / Legacy
75:21
30.08.2019