Fusion-Guitar-Meister Chris Poland (Megadeth, aber kennt noch jemand seine virtuose Leistungsschau OM oder die Soloplatte "Return To Metropolis"?) spielt so gut wie alle Lead- und Solo-Parts auf "Beneath The Surface", dem Debüt der Kampfemanzen VINDICATA, und das befremdet insofern, als die Band nichts weiter als traditionellen Hardrock mitsamt allen erwartbaren Stereotypen zu bieten hat.
Da hat Poland definitiv schon interessantere Projekte unterstützt, aber sei's drum: VINDICATA reihen sich reibungslos ins Programm des Labels Grooveyard ein, da sie Bratgitarren-Sounds mit zumindest rudimentärem Blues-Einfluss bieten. Die Gruppe ist modern und klassisch zugleichausgerichtet, weshalb sie im Prinzip auf eine breite Hörerschaft abzielt. Frontfrau Mary Magill geriert sich mit ihrer Power-Stimme in 'Edge Of Sleep' zu einer Katzen zwischen kratzbürstig und schnurrend, womit der Track gewissermaßen bezeichnend für die generelle Ausrichtung des Quintetts steht.
Im Übrigen ist es auch nicht so, dass die beiden hauptamtlichen Gitarristen Jim McCrostie und Brett Pedersen hemdsärmlig aufspielen und Polands Hilfe unabdingbar machen würden. Vielmehr pfeffern sie sich gegenseitig Riffs um die Ohren, bei denen es sich so gut wie immer um Volltreffer auf jene Synapsen handelt, die Begeisterung provozieren. In dieser Hinsicht ist "Beneath The Surface" anders, als sein Titel unterstellen könnte, keine sonderlich tiefgründige Angelegenheit, aber verflixt unterhaltsam.
Dazu genügen bereits Midtempo-Stampfer wie 'Would You' und das belebtere 'Supermegalithic', und im verspielten 'Heavy Crowns' entfaltet sich der prominente Gast-Klampfer zur Gänze, obwohl 'Fragile' in seiner emotionalen Intensität das heimliche Highlight des Albums markiert.
FAZIT: "Female-fronted hard rock" mag ein klischierter Begriff sein, trifft im Fall von VINDICTIVE jedoch den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf. Die Band legt mit "Beneath The Surface" einen fürs Genre mehr als achtbaren Einstand hin, der das Namedropping mit Chris Poland überhaupt nicht nötig hat - aber klar, schaden kann's nicht … <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/a0a7654d5e4e4cf48765e4f6f75bf73b" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.01.2019
Grooveyard/Just For Kicks
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07.12.2018