Als 2017 VITRIOLs Einstand, das Kurzformat "Pain Will Define Their Death", über ein kleines italienisches Label erschien, sah die Band sicherlich nicht kommen, dass sich mit Century Media einmal ein Label-Schwergewicht für sie erwärmen würde, doch so kam es, und die Begeisterung in Anbetracht dieser glücklichen Schickung hat bestimmt dazu beigetragen, dass das Trio - eigentlich kaum vorstellbar - auf seinem Debüt-Longplayer noch ein bisschen krasser zu Werke geht.
“To Bathe from the Throat of Cowardice” ist extremer (und extrem technischer) Death Metal durch und durch - ohne Kompromisse oder nur den Hauch von Entgegenkommen, was gediegenere Hörgewohnheiten angeht. Dank einiger schwarzmetallisch flirrender Gitarren-Tremolos gestaltet sich das Songmaterial aber nicht völlig uneingängig, zumal VITRIOL den D-Zug klugerweise zwischendurch ausbremsen und in den Plattmacher-Modus wechseln.
Mit Duracell-Hase Scott Walker sitzt jemand hinter den Kesseln der dem oberflächlich chaotisch anmutenden Geriffe und Gebrüll Struktur verleiht, auch wenn das Punk-Ethos der Gruppe aus Portland im US-Bundesstaat Oregon (mal wieder …) immerzu - u.a. auch im dreckigen Sound der Platte - erkennbar bleibt.
Auf seine fiebrig atemlose Art erinnert “To Bathe from the Throat of Cowardice” an neuere Cattle Decapitation, wobei das das unmenschliche Geschrei von Bassist Adam Roethlisberger und Gitarrist Kyle Rasmussen im Wechsel oder gemeinsam insgesamt etwas abwechslungsreicher ausfallen dürfte.
Dennoch, am Ende punkten VITRIOL durch ihre rasiermesserscharfe Prägnanz und jene Würze, die bekanntlich in der Kürze liegt. Längere Tracks wie das völlig wahnsinnige 'The Rope Calls You Brother' (die abstrakt metaphorischen Texte der Band bleiben im Übrigen sehr lesenswert) und selbst das abschließende 'Pain Will Define Their Death' mit seinem getragenen Schlussteil sind mit jeweils über sechs Minuten im Grunde zu viel des Guten.
FAZIT: Manischer Überschall-Death-Metal, wie ihn derzeit nur eine Handvoll Bands ähnlich zwingend auf die Reihe kriegen - VITRIOLs zweites Album dürfte die Combo im vorderen Segment ihrer Zunft platzieren und ist über solche Fragen hinaus ein haarsträubend eindringliches Werk mit Gänsehaut-Faktor, nicht zu vergessen kathartischer Wirkung, wenn man die Faxen mal wieder so richtig dicke hat. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/7df22b4a56264126b0ac4a2f0f991a33" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.09.2019
Century Media / Sony
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06.09.2019