Bei CRYPTIC BLOOD singen respektive brüllen zwar alle drei Mitglieder, doch eine ausgesprochen vielfältige Angelegenheit ist ihr zweites Album nicht geworden. Das in unter idealen Umständen unfehlbarer Trio-Besetzung eingespielte Material bleibt fieser Death Metal durch und durch, dabei atemlos und phasenweise ungebührlich "komplex".
Nein, die Wolfsburger gehören keineswegs zur Tech-Death-Sparte und hegen auch keine "progressiven" Ambitionen. Vielmehr scheint sich Songwriting bei ihnen sehr spontan abzuspielen, weshalb vieles auf "Outcome Of Obnoxious Science" falls nicht improvisiert, so doch zumindest wie aus dem Stegreif ersonnen und wenig bis gar nicht nachbearbeitet anmutet. Passend dazu zeichnet sich die Platte im Guten wie Schlechten durch eine "Produktion" aus, die sehr direkt und nicht wenig nach Proberaum klingt.
Vermutlich wurde währenddessen schlicht die Aufnahme gestartet und hinterher weder eine längere Abmischung noch ein sorgfältiges Mastering vorgenommen. Würden alle Songs so abgeklärt auf den Punkt kommen wie 'Wading Through Remains' und 'Ferocious Torment', wäre das nicht tragisch, doch der unfertige Charakter liegt CRYPTIC BLOOD eindeutig zu Lasten. Das Nebeneinander von schrillen Gitarren und umso sonoreren tiefen Frequenzen - Dennis Butzkes Bass brummt und knarrt wie nichts Gutes - zerrt nach etwa zehn Minuten Hören an den Nerven. Das unnötig zerfahrene 'Slaves Of Hypnotic Commands' geht auf seine sperrige Art indes ebenso schlecht ins Ohr wie 'Coated With Human Skin', die Speed-Eruption 'Haunted By Nightmarish Visions' ist wiederum zu geradlinig.
Die seit 2013 aktive Combo, die für ihre intensiven Konzerte berüchtigt ist, vermischt generell urwüchsigen Grindcore und dräuenden Doom, also zwei metallische Extreme, im Idiom des traditionellen Death Metal vorwiegend amerikanischer Herkunft (Autopsy, Repulsion). Besonders anschaulich demonstriert sie das während der knapp fünf Minuten der Vorzeige-Nummer 'Harrowing Hallucinations' und in Form der ungeschlachten Hoppelei von 'Mantled With The Stench Of Death'.
FAZIT: Auf CRYPTIC BLOODs zweitem Langspieler besteht in kompositorischer Hinsicht noch einiges an Luft nach oben. Die elf selten stimmig aufgehenden Tracks sind fast schon zu viel des Guten bzw. Bösen für eine Gesamtspielzeit von fast 40 Minuten, was eher gegen die Band spricht, als dass man sie bereits über den grünen Klee loben müsste. Rohkost ist zwar immer eine wägbare Alternative, aber eben nicht zwangsläufig besser als ein gekonnt zubereitetes Steak, ob mehr oder weniger medium. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/2d29142b949149f1bd5edd1418cce677" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.11.2019
War Anthem / Soulfood
38:38
22.11.2019