Vor zwei Jahren erschien ein erstes kürzeres Lebenszeichen (passend "Initiation" betitelt) von WENDIGO, nun legen die Nordlichter ein richtiges Album nach, auf dem sie ihren relativ handelsüblichen Stoner Rock in ein konzeptionelles Gewand kleiden, was ihn zwar nicht origineller macht, dem Material jedoch in seiner Gesamtheit eine interessante Dynamik verleiht.
Das Quintett zieht sich am Alleinsein als thematischem Leitfaden entlang quer durch den Genre-Garten, wobei der Sachgegenstand eine gewisse Zurückhaltung bedingt. WENDIGO fallen also nicht mit der Tür ins Haus, sondern nutzen ihrer nach siebenjähriger Existenz nicht unerhebliche Erfahrung für eine gelassene Interpretation ihres angestammten Stils, dessen Grenzen sie zum Glück nicht sonderlich eng abgesteckt haben.
Bisweilen wird "Wasteland Stories" geradezu Doom-metallisch, beispielsweise während des zweiteiligen 'The Lonesome Gold Digger', und das auch trotz der beinahe klischierten Wüsten-Ästhetik, welcher sich die Band bedient. Verzichten WENDIGO im ersten Segment dieser Komposition fast völlig auf Gesang, empfiehlt sich Frontmann Jörg Theilen an anderen Stellen für einen hypothetischen Posten bei deutlich extremeren Acts, auch wenn er freilich nie brüllt oder kreischt. Die Instrumentalisten driften in solchen Momenten dementsprechend in Sludge-Gefilde ab, wo man unweigerlich an die Szene-Großväter Crowbar denken muss.
In 'Back In The Woods' und 'Dagon' (hier stand wohl wieder einmal der gute H.P. Lovecraft als Inspiration Pate) zeigen WENDIGO eine Neigung zu progressivem Rock, ohne gleich ausfallend virtuos zu werden, denn wie gesagt: Wenn sich "Wasteland Serenades" durch eines auszeichnet, dann ist es die Gelassenheit, welche seine Schöpfer in ihrer Musik zum Ausdruck bringen. Im hitzigen Tagesgeschäft und bei dem lauten Geplärr allerorts in der Szene, weil jeder der Geilste sein möchte, wirkt das nicht nur wohltuend, sondern auch außerordentlich sympathisch.
FAZIT: "Wasteland Serenades" etabliert WENDIGO als kreative Stoner-Kapelle, die noch nicht das Optimum aus ihrer lässigen Art gemacht hat. Abgesehen von spannend anzuhörenden, oft weiter ausholenden Kompositionen fehlt dem Fünfer noch ein Gespür für Hooks, die hängenbleiben. Wer seine Doom-Riffs aber nicht immer nur in Hits verpackt hören möchte, sollte dieses mehr als solide Debüt antesten. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/fef2efbf19304de0b24560e3f58c7e69" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.04.2019
Eigenvertrieb
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01.03.2019