Bei den elf Songs auf "So What?" handelt es sich um kompositorisch äußerst einfallreiche und dennoch ohne Ausnahme wie für den Dauereinsatz im nordamerikanischen Rockradio geschaffene Kompositionen. WHILE SHE SLEEPS haben anscheinend mehr Wert denn je auf originelle Ideen gelegt, die jedoch zu keiner Zeit wie reine Effekthascherei wirken.
Auf abgeklärte Weise kalkuliert wurde das Ganze selbstverständlich trotzdem, bloß dass dieses Wissen beim Hören nicht ständig mitschwingt. Stattdessen lässt man sich dieses Klangdesign vom Edelsten ruhig gefallen; die vereinzelten "Oho"-Chöre ('I've Seen It All', 'The Guilty Party') müssten zwar überhaupt nicht sein und stinken geradezu nach Pop-Konsens, machen das insgesamt positive Bild aber nicht kaputt.
Davon abgesehen ist "So What?" ohnehin ein knallhartes Album. Schon im Opener wird man mit von fetten Keyboards unterlegten Blastbeats überrascht, die über das Ghetto-Gehabe (Streifenwagen-Sirenen, Sprechgesangs-Parts) hinwegsehen lassen, verspielte Gitarrenarbeit zeichnet sowohl die fiebrig treibende Hymne 'Inspire' als das hämmernde Highlight 'Haunt Me' aus.
Mit 'Set You Free' und 'Good Grief' wird es kurz vor Schluss arg klebrig, was nicht nur an den hervorgehobenen Dancefloor-Synthesizern liegt, aber das verkraftet man in Anbetracht des darauffolgenden Finales und Modern Thrashers 'Elephant'kurz zuvor, der in seiner erdrückenden Schwere fürwahr elefantös klingt (was die schwebenden Strophen zu einem umso wirkungsvolleren Kontrast macht).
'Back Of My Mind' ist der letzte knackige Ohrwurm der Scheibe, 'Gates f Paradise' als längstes Stück zugleich der ultimative Breitwandfernseh-Mallcore für die nächste Zeit. Was soll hiernach noch kommen.
FAZIT: "So What?" ist als perfekt konzipierter Brutalo-Pop schwerlich zu überbieten, sowohl von WHILE SHE SLEEPS selbst als auch dem Rest der Szene. Wer auf diesen Sound abonniert ist, darf dieses Album getrost als zukünftiges Referenzwerk verstehen und es zum potenziellen Klassiker küren. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/f078e83629a1411484246da98c6f113f" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.02.2019
Spinefarm / Universal
48:38
01.03.2019