Seit 2012 rühren WHITE MANTIS munter in allen Thrash-Töpfen, ohne mit in den Sog des Schirmmützen- und Turnschuh-Trends gerissen worden zu sein, den Geistesverwandte wie Municipal Waste oder Gama Bomb zu Beginn des Jahrzehnts lostraten. Das hindert die Deutschen aber nicht daran, ihr Ding zwanglos weiter durchzuziehen, wovon "Sacrifice Your Future" als zweiter Ausbund ihrer Unbekümmertheit - das bis jetzt einzige Lebenszeichen „Fukkin‘ Demo“ erschien 2015 - anschaulich Zeugnis ablegt.
Gitarrist und Sänger Matthias Pletz hielt sein Schiff zwischenzeitlich ungeachtet personeller Umstellungen auf Kurs, was bedeutet, dass WHITE MANTIS der Perfektion ihres Stils im Fahrwasser früher Destruction, gemischt mit der Verspieltheit diverser nordamerikanischer Acts (Razor oder Forbidden, speziell deren zwei erste Alben hinsichtlich der Vocals), ein Stück näher kommen.
Von den eher primitiven Ruhrgebiets-Kapellen der deutschen Szene-Gründerzeit hat das Quartett allenfalls seine rhythmische Geradlinigkeit und kompromisslose Haltung gegenüber artfremden Elementen (die finden nicht statt), und die schwarze Note, die ihm das Label mit Bezug auf Kapellen wie die Koblenzer Desaster andichtet, lässt sich auf "Sacrifice Your Future" eigentlich auch nicht ausmachen.
Nein, WHITE MANTIS gehen zwar räudig vor, aber nicht ohne Feingefühl und Anspruch auf "ordentliches" Handwerk. Dabei halten sie eine einschlägigen Eigthies-Vorbildern ähnliche Ästhetik hoch, bloß dass sie sich logischerweise nicht mit den Gefahren des Kalten Kriegs beschäftigen, sondern in Anbetracht des aktuellen Zeitgeschehens ein Fantasy-Armageddon heraufbeschwören ('There's No Law On The Post-Apocalyptic Highway', sehr stimmungsvoll mit unterlegtem Keyboard-Streicherteppich) und Gewaltfantasien ('My Favourite Chainsaw', das kompakte Aushängeschild der Platte) ausleben.
FAZIT: Überdurchschnittliche Thrash-Newcomer-Platte mit herrlich hibbeligem Vorwärtsdrang, halsbrecherischen Riffs und Solos sowie einer Dringlichkeit, welche die Altenriege des Genres meistens nur noch vortäuscht. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/697c84c3cb334b249709cf5845bd75da" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.09.2019
Pure Steel / Soulfood
38:52
13.09.2019