Wer Wille & The Bandits bereits live ausgecheckt hat, weiß um die Bühnenqualitäten der Band, und selbige wurden nun zum ersten Mal in ihrer Aufnahmegeschichte in angemessener Weise bei einer Studioproduktion eingefangen. "Paths" ist das bisher urwüchstigste und direktes Werk der Gruppe um Namensgeber und Hauptkomponist, Gitarrist und Sänger Wille Edwards.
Was "Paths" im weiteren Americana-Kontext ebenfalls zu einer außergewöhnlichen Wuchtbrumme macht, ist die erweiterte Instrumentierung, auf welche die Mitglieder zurückgreifen, u.a. Cello und zahlreiche zusätzliche Rhythmusgeber, angefangen bei Congas über Djemben bis zur Rassel, mit der Drummer Andrew Naumann seinen eigenen Swing hervorhebt. Das Trio klingt aus diesem Grund bisweilen wie ein regelrechtes Classic-Rock-Orchester.
Unter quantitativen Gesichtspunkten beeindruckt "Paths" also schon einmal … doch rechtfertigen die Songs diesen Aufwand überhaupt? Nun, stilistisch hat sich bei Wille & The Bandits wenig getan, was wahrscheinlich auch gut so ist. Die opulenteren Arrangements wirken nicht selbstzweckhaft, sondern verleihen den Kompositionen nur unterschiedliche Klangnuancen, die im jeweiligen Kontext passen. Vor allem lenken sie auch nicht von Edwards' sendungsbewussten Texten ab; der Frontmann nimmt in politischer Hinsicht mal wieder kein Blatt vor den Mund ('Mahatma Gandhi', eine Anklage der westlichen Welt) und bleibt dabei trotzdem stets nahbar.
Zu den Höhepunkten auf "Paths": Es sind insbesondere die persönlicheren Betrachtungen des Sprachrohrs, bei deren Umsetzung der Dreier von seiner neugewonnenen Explosivität profitiert. Sie macht beispielsweise 'How Long', eine Hommage an den verstorbenen Soundgarden-Sänger Chris Cornell, zu einem Gefühlswechselbad wie aus dem Lehrbuch.
FAZIT: Obwohl Wille & The Bandits keine wesentlichen Alleinstellungsmerkmale auf "Paths" hervorheben, bleiben sie im oft labbrigen Folk- und Country-Rock-Milieu der Vereinigten Staaten eine zupackende Ausnahmeerscheinung - jetzt umso mehr, da sie sich endgültig nicht mehr gegenüber "anderen" Sounds verschließen und doch in keinem ihrer Songs nur einen Ton zu viel spielen. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/b7fc53d3e3c54e6fab262bb621627c22" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.02.2019
OMN
48:04
01.02.2019