In Gestalt von VIOLONS BARBARES verdeutlicht sich einmal mehr, was für ein bunter kultureller Hund der Gallische Hahn in Wirklichkeit ist: Auf "Wolf's Cry" verschmelzen die Musik von Osteuropa, Vorderasien (von der Mongolei bis nach Iran) und Nordafrika mit Gypsy-Sounds zu einem beispiellosen Ganzen, das man so zwar noch nie gehört hat, aber dank der vertrauten Gefühle, die es vermittelt, unmittelbar liebgewinnen muss.
Die zehn enthaltenen Stücke pendeln zwischen unbändiger Lebensfreude und leiser Melancholie, während der Klangcharakter nur zunächst exotisch erscheint. Immerhin fanden unter dem Namen VIOLONS BARBARES ein Franzose, ein Bulgarier und ein Mongole zusammen, die obendrein nicht alltägliche Instrumente spielen. Perkussionist Fabien Guyot beschäftigt sich seit je eingehend mit den Rhythmen von Nahost, wohingegen Dimitar Gougov die 14-saitige Geige Gadulka bedient und Enkhjargal Dandarvaanchig aus Ulan Baator die spätestens seit Huun-Huur berühmte Pferdekopf-Geige Miron Chuur zu Gehör bringt.
Schließlich singen alle drei Mitglieder auch noch, und eben daraus ergibt sich die breite emotionale Palette, die sie mit "Wolf's Cry" bedienen. Während 'Krushovitsa' tanzen zu Beginn die Derwische, 'Uitgar' entspricht einem Klagelied über den unwirtlichen Altag in der kalten Steppe, und 'Stravinsky Lost in the Desert' klingt genau so, wie es der Titel schon andeutet - als habe sich ein Teufelsgeiger in den Balkan verirrt.
Allen Stücken gemein ist ein fiebriger Grundpuls, der auf die flinken Hände des Trommlers zurückgeht. doch weil VIOLONS BARBARES nie in ein und demselben atmosphärischen (geschweige denn ethnischen) Raum verweilen, kann man nicht von einer insgesamt rastlosen Songzusammenstellung sprechen; "Wolf's Cry" bleibt stetig in Bewegung, das stimmt, allerdings im Sinne eine Reise, auf der durchaus gelegentlich gerastet wird.
FAZIT: Weltmusik ohnegleichen. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/dae070ca65194eb99c4db0a6753905ac" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.03.2019
Broken Silence
46:56
29.03.2019