Zurück

Reviews

X Ambassadors: Orion

Stil: Pop

Cover: X Ambassadors: Orion

Betrachtet man sich einmal die Presseinfo zum neuen Album der X AMBASSADORS, das die Band aus Brooklyn als „Rockband“ ausweist, könnte man versucht sein, ein Zitat des legendären CHUCK BERRY zu bemühen, dem die folgenden Zeilen zugeordnet werden: „It used to be called Boogie-Woogie. It used to be called Rhythm & Blues. Now, they call it Rock & Roll.” Der inflationäre Gebrauch der Genrebezeichnung „Rock“, der dem Versuch Rechnung trägt, das eigene Werk von vermeintlich „poppigeren“ Acts abzugrenzen, um sich für eine breitere Zielgruppe interessant zu machen, kann allerdings auch nach hinten los gehen.

Denn „Orion“, das dritte Werk der Band, ist vieles – nur kein Rock-Album. Schon „VHS“, der Vorgänger, der weltweit bestens verkauft wurde und in mehreren Ländern Platin-Status erreichte, war ein toll gemachtes Pop-Album, aber als Rock konnten die Songs auch bei bestem Willen nicht durchgehen. Dies gilt auch für das nun vorliegende Werk, allerdings in noch weit stärkerem Maß.

„Orion“ startet mit „Hey Child“, der die Akteure pfeifend in den Song einsteigen lässt, ein Titel, der an BOBBY MCFERRIN erinnert. Diese „Don´t Worry, Be Happy“- Attitüde findet sich auch bei „Confidence“, einem Duett mit Pop-Sternchen / Rapperin K.FLAY, ohne dass die Dame dem etwas schlappen Song Glanz verleihen könnte.

Mit „Quicksand“ folgt ein Titel, der stark an RAG´N´BONE MANs „Human“ erinnert, ohne ähnlich zwingend zu wirken, bevor dann mit „Boom“ der Tiefpunkt des Albums erreicht wird. Das bis zur Bewusstlosigkeit repetierte „Boom Boom Boom“, im Wechsel mit dem vielsagenden „hey – aha“, nervt einfach nur und reiht sich nahtlos in eine ganze Reihe ähnlich gestalteter Pop-Nummern ein, die sich eines Stilmittels bedienen, das man als Neo-Pop-Dadaismus bezeichnen kann. Hier werden in Ermangelung tiefgründiger Textzeilen, Worte in einzelne Silben aufgebrochen, die dann stereotyp wiederholt werden, um das einschläfernde Vakuum der Einfallslosigkeit - wenn auch nur scheinbar - zu füllen.

Als weiteres Stilmittel der Kombo ist der auf Dauer enervierende Falsettgesang von Frontmann Sam Harris zu nennen, auch dies eine in letzter Zeit des Öfteren zu beobachtende Entwicklung im Pop-Business. „Rule“ dient hier als Negativbeispiel.

Wenige Lichtblicke, wie das gefällige „Wasteland“, können den Gesamteindruck nur kurzfristig schönen, da das folgende „Shadows“, das eigentlich eine passable Strophe besitzt, im Kehrvers wiederum durch den einfallslos-schlappen Falsettgesang zerstört wird, gleiches gilt für den Rausschmeißer „Hold You Down“. Das mag der Pop-Radio-Mainstream-Fraktion gefallen, der anvisierten Rock-Zielgruppe sicherlich nicht.

FAZIT: Der Versuch, das neue Werk „Orion“ der X Ambassadors als Rock-Album zu verkaufen, kann getrost als gescheitert angesehen werden. Der Nachfolger des Millionen-Sellers „VHS“ verfügt zudem bei weitem nicht über das immense Potential des Vorgängers und wird mit Sicherheit nicht an dessen weltweiten Erfolg anknüpfen können - zu schablonenhaft und baukastenartig wirken die Songs, die zudem unter schwerem Falsett-Syndrom leiden. Für Rockfans ist die Scheibe gar nicht geeignet und kann bestenfalls als Hintergrundgedudel eine Berechtigung haben.

Punkte: 7/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.09.2019

Tracklist

  1. Hey Child
  2. Confidence
  3. Quicksand
  4. Boom
  5. Rule
  6. History
  7. Recover
  8. Wasteland
  9. Shadows
  10. I Don’t Know How To Pray
  11. Hold You Down

Besetzung

  • Gesang

    Sam Harris

  • Gitarre

    Noah Feldshuh

  • Keys

    Casey Harris

  • Schlagzeug

    Adam Levin

Sonstiges

  • Label

    Kid Ina Korner / Interscope

  • Spieldauer

    35:21

  • Erscheinungsdatum

    14.06.2019

© Musikreviews.de