Dass hinter YIN YIN die beiden Niederländer Kees Berkers (Schlagzeug, auch Yayaya) und Multi-Instrumentalist bzw. Sänger Yves Lennertz von Baby Island stecken, kann man fast nicht glauben, wenn man ihre gemeinsam geschriebene Musik hört. Auf "The Rabbit That Hunts Tigers" widmen sie sich nämlich einer kruden Mischung aus Soundtrack-artigen Kurzvignetten, die wie für Eastern- und Calypso-Filme gleichermaßen wie geschaffen erscheinen, und verhältnismäßig weitschweifigen Kompositionen, die irgendwo zwischen Progressive und Psychedelic Rock bis Pop rangieren.
Das Genfer Label Les Disques Bongo Joe (u.a. auch Orchestre Tout Puissant Marcel Duchamps), das sich auf ethno-musikalische Randgebiete und historische Aufnahmen aus entlegenen Gefilden spezialisiert hat, ist der perfekte Geschäftspartner für dieses Unterfangen. Die 13 auf dem Debüt des Duos enthaltenen Tracks sind allesamt äußerst eingängig, weil ihre Melodien offensichtlich auf intuitiven Einfällen beruhen.
YIN YINs Tonfolgen liegen derart nahe, dass sie dem Hörer beinahe idiotisch simpel vorkommen, und machen just deshalb süchtig. Weiß der Teufel, wieso das Finale 'Dis Kô Dis Kô' nur als Bonustrack aufgeführt wurde, denn es ist dem Rest des Materials ebenbürtig.
Die fein ziselierten Arrangements - komplett mit Sprachsamples, liebenswürdigen Klischee-Sounds aus den Diskotheken der 1970er und frühen 80er sowie "exotischen" Zusatzinstrumenten - verleihen dem Ganzen über seinen reinen Unterhaltungswert hinaus auf einen gewissen Anspruch, der zu wiederholtem Hören unterm Kopfhörer einlädt - nachfolgenden Buchungen von Reisen nach Nippon oder Nigeria, Bombai oder Bogotá nicht ausgeschlossen …
FAZIT: Weltmusik der ganz, ganz anderen Sorte - die Plattenfirma Bongo Joe beweist mit YIN YIN einmal mehr Mut zum Unerhörten und müsste eigentlich zu Chart-Ehren gelangen, so "hittig" wie der Asien-Afrika-Südamerika-Cocktail schmeckt, den das Projekt auf "The Rabbit That Hunts Tigers angerührt" hat. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/96a3e1db19564b6ab272a2e87e37e39e" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.11.2019
Bongo Joe / Broken Silence
43:25
15.11.2019