Selbst bezeichnen YAGE ihre Musik als "Bergrock", doch was soll man sich konkret darunter vorstellen? Deutschsprachigen Prog mit einigen härteren Ausschlägen und für konservative Szenegänger vielleicht ungewöhnlichen Einflüssen. Dabei werden "Bergtouren musikalisch verarbeitet", was auch immer man sich darunter vorstellen soll …
In jedem Fall verschreiben sich die Münchner einer einheitlichen Ästhetik. Das Album wurde zudem von Reinhard Gross sowie Gitarrist bzw. Bassist und Manchmal-Sänger Daniel Rauch produziert, weshalb man davon ausgehen darf, dass YAGE, die sich übrigens nach dem mythisch verklärten, als Rauschmittel verwendeten Saft der Ayahuasca benannt haben (die dem Sud zugeschriebene Eigenschaft, telepathische Fähigkeiten heraufzubeschwören, bezieht das federführende Duo auf seine intuitive Interaktion miteinander), ihre Arbeit betreffend nichts dem Zufall überlassen möchten. Unabhängig davon ist die Scheibe erheblich metallischer und kompakter als das Debüt „Hochnissl“ ausgefallen.
Beginnend mit der visuellen Gestaltung bis zu den 13 enthaltenen Tracks ergibt sich ein geschlossenes Bild, das sich in drei, vier hervorstechenden Vignetten zusammenfassen lässt: Das springlebendige 'Lumen' mit verspielter Gitarre endet so unvermittelt, wie sich YAGE mit dem im besten Sinn Post-rockigen 'Kaputt' Zeit lassen. Dieses Stück besitzt hymnische Qualitäten, ohne dass Vocals (bis auf ein abschließendes "Uh!") respektive Textzeilen notwendig wären. Einzig 'Zwicker' ist in Zusammenarbeit mit der Rap-Formation K-STE entstanden und fällt somit bis zu einem gewissen Grad aus dem Rahmen
Das friedfertige Titelstück steht für die erhebende Anmutung, die YAGEs Stil generell auszeichnet, wobei der Bass als linear ausgerichteter Ruhepol fungiert, und Schlagzeuger Ben umso klarer akzentuiertere Rhythmus-Teppiche ausrollt. Für ein Duo schlagen er und Daniel gehörigen Krach, den man gerne einmal live erleben möchte.
FAZIT: In ihren Strukturen und der jeweiligen Dramatik ähneln sich die Stücke auf "Nordwand", einer Wand im wahrsten Sinn des Wortes, durchaus nicht wenig, doch dies unterstreicht lediglich den Eindruck, dass es sich um ein in seiner Gesamtheit zu konsumierendes Werk handelt. Gleichzeitig da jede von YAGEs Komposition für sich stehen kann, ergeben alle gemeinsam ein einheitliches Bild vom Erklimmen sowohl tasächlicher als auch ideeller Gebirge. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/2aebf580b73741d2824fa7ed4c968c5d" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.01.2019
Hicktown / Cargo
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18.01.2019