Altsaxofon-Genie Zhenya Strigalev und Gitarrist Federico Dannemann arbeiten auf "The Change" nicht zum ersten Mal zusammen. Wer sich noch an "Blues for Maggie" erinnert, weiß um die bestechende Wechselwirkung, welche die beiden Spitzenmusiker aufeinander haben, und aus diesem Grund durfte man als Jazz-affiner Hörer im Vorfeld der Veröffentlichung einiges erwarten.
Das federführende Duo hat sich für seine acht neuen Eigenkompositionen - jeder der beiden hat vier der Stücke komponiert - mit einer gleichfalls herausragenden Rhythmusgruppe zusammengetan, dem Bassisten Luques Curtis und dem Schlagzeuger Obed Calvaire, sowie ein Studio im russischen St. Petersburg (Dobrolet) bezogen, um "The Change" einzuspielen, wo das Material auch gemischt wurde. Das Mastering lag hingegen in britischer Hand, und irgendwie ergeben all diese Faktoren tatsächlich ein musikalisches Bild von Ost-West-Beziehungen der anderen, ausgesprochen kunstvollen Art.
Kurz gesagt ist "The Change" ein Vorzeige-Album für den zeitgenössischen Combo-Jazz. So klassisch die Besetzung mit Saxofon und Gitarre auch sein mag, so innovativ zeigen sich Strigalev und Dannemann ein ums andere Mal in ihren geistreichen Stücken. bis zum finalen Highlight von "The Change", dem rhythmisch verqueren, mit vorwitzigen Saxofonmelodien glänzenden 'Pank', haben sich die beiden ein ums andere Mal virtuos umspielt - mitunter auch anharmonisch, was für interessante Reibungspunkte sorgt - mit dem seinem Titel gerecht werdenden 'Speed Up' Funk-Gefilde gestreift und bisweilen sogar richtig gerockt.
Dies gelingt dem Duo nicht zuletzt dank Drummer Calvaire, der einen sehr modernen, kraftvollen Punch hat wozu auch die vorübergehend angezerrten und schrillen Saitenklänge passen, zu denen sich Dannemann hinreißen lässt. So zwanglos wünscht man sich diese oft immer noch als elitär verschriene Art von Musik häufiger.
FAZIT: Ein russischer und ein argentinischer Künstler auf der Höhe ihres Schaffens an einem Strang ziehend, um eine praktisch den ganzen Globus umspannende Variante des Quartettjazz anzubieten, ohne nur einmal in weltmusikalische Niederungen abzudriften. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/ae962ce036ce47f9a69d88c23c05b127" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.06.2019
Rainy Day
55:38
07.06.2019