Vielleicht auch deshalb, weil … AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD 2020 ein Vierteljahrhundert alt werden, wurden die einstigen Indie-Prog-Hoffnungsträger für ein zehntes Studioalbum reanimiert, doch selbiges ist so stark, dass man den Gründern Jason Reece und Conrad Keely nicht vorwerfen darf, sich ohne gebührende künstlerische Substanz in Nostalgie zu ergehen.
Nach ihrer vierjährigen Auszeit haben sich die beiden mit neuen Musikern umgeben, Gitarrist Aaron Blount und Alec Padron am Bass. Keely komponierte das Material für "X: The Godless Void and Other Stories" teilweise noch in seiner zwischenzeitlichen Heimat Kambodscha, aber auch während der Arbeiten an seinem ersten Soloalbum "Original Machines". Wenn man es darauf anlegt, hört man es einigen Songs auch an, doch dessen ungeachtet handelt es sich um eine ausgesprochen vielfältige Platte, auf der AYWKUBTTOD so frisch wie lange nicht klingen.
Die Auszeit tat also gut, und den Schwung, der ihnen die 2019 absolvierten Jubiläumskonzerte zum 20. Jahrestag des Erscheinens ihres Durchbruchs "Madonna" gab, nahmen die vier anscheinend mit ins Studio. Die Scheibe wurde angeblich auch stark von Eurythmics und Laurie Anderson, Killing Joke, Talk Talk sowie dem Art Pop respektive New Wave der 1980er generell beeinflusst, was sich in schwerelos entrückten Momenten wie den Strophen von 'Something Like Bliss' (der Titel bringt die Atmosphäre auf den Punkt) oder dem Über-Singalong 'Don't Look Down' äußert, der genauso wie 'Children of the Sky' und der beschwingte Abschluss 'Through The Sunlit Door' daran erinnert, wie stark AYWKUBTTOD seit je von britischem Alternative-Sound der 1990er geprägt waren.
'Gone' ist der klanglich kälteste Song auf "X". Die krachigen Nummern, allen voran der Opener 'All Who Wander', das treibende 'Into the Godless Void' und das wehmütige 'Who Haunts the Hunter' verfügen über eine besonders orchestrale Anmutung, doch eigentlich ist das gesamte Album so bombastisch, wie es den vielen Gitarrensolos bzw. -leads und durchweg herausragenden Gesangsmelodien von Keely entspricht.
FAZIT: Mit "X: The Godless Void and Other Stories" legen AYWKUBTTOD ihr vielleicht "englischstes" Album bisher vor, unabhängig davon aufgrund seiner aufbegehrenden Art und kompositorischen Qualität möglicherweise die stärkste Arbeit der Band seit dem Meisterwerk "Worlds Apart" von 2005. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/8f3b66e5162f446a8c472752b274102b" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.01.2020
Inside Out / Sony
50:19
17.01.2020