"Nomen est omen", dachten sich ABYSSTHRONE aus dem Harz und nannten ihre zweite EP "Death Bringer", um auch rein gar keinen Zweifel aufkommen zu lassen, welcher Spielweise des Metal sie frönen. Vier Songs knallt uns das Quartett vor den Latz, und alle vier triefen von ranzigem Dismember-Blut, was den Stockholm-Sound zwar nicht taufrisch, dafür aber durchschlagskräftig wirken lässt.
Mit knapp viereinhalb Minuten Spielzeit ist der Opener "Paid By The Reaper" gleich das längste Stück, beherbergt auch bereits nach wenigen Sekunden schwedisch inspiriertem Gehacke eine schöne Melodielinie - und bollert dann über weite Strecken durchs Blutbad watend nach vorne. Ein Zwischenspiel auf der Akustikgitarre setzt einen Kontrastpunkt, der niemanden groß überraschen wird, der sein Taschengeld vor rund drei Jahrzehnten in Krach aus dem Großraum Stockholm investierte.
Die vier Songs sind so kompetent wie eingängig arrangiert, Tempowechsel gehen ABYSSTHRONE locker von der Hand, Geknüppel und satter Groove wechseln sich ab. Das gilt auch für "Chapter II: Metropolis Inferno", dessen Midtempo-Walzen-Sound gerade wegen der Abwechslung innerhalb der stilistisch engen Grenzen so unbarmherzig wirkt. "Endless Stream Of Blood" spaltet Schädel wie nur was und dürfte auf dem PartySan und vergleichbaren Festivals zu jeder Tages- und Nachtzeit für ordentlich Bewegung auch bei nicht mehr ganz so jugendlichen Gestalten sorgen. Den kurzweiligen Reigen beendet "Engraved Into Iron Heights" mit Sunlight-Sound von Feinstem und beantwortet die Frage auf, ob die Band mit ihrer Strategie, lieber eine heftige EP rauszuballern, als auf LP-Länge durchzuknüppeln - und dabei Gefahr zu laufen, dass sich doch die eine oder andere, nun ja, Länge einschleicht -, ziemlich eindeutig.
"Death Bringer" wurde zweckdienlich produziert, sprich: Die Gitarren sägen gnadenlos, beim Gegrunze von Slothar plätschert die Galle hörbar durch den Rachen, der Bass verleiht dem akustischen Blutbad die Tiefe, das Schlagzeug dröhnt mit Wucht - ein Klangbild, wie es einst in schwarz-weiß-kopierten Nuclear-Blast-Katalogen blumig umschrieben wurde.
FAZIT: Den viel zitierten Blumentopf gewinnen ABYSSTHRONE also nicht, stattdessen erhalten sie in Anerkennung für ihren authentisch räudigen Sound den Knüppel-aus-dem-Sack in grober metallischer Ausführung. Freunde des Döds Metals alter Stockholmer Schule, angereichert um Gewürze aus den bekannten damaligen Giftküchen, dürfen sich über eine EP freuen, die an die "gute, alte Zeit" erinnert.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.06.2020
Berger
Slothar
Hollstein
Beutler
Eigenveröffentlichung
15:32
28.05.2020