Mit ihrer einzigartigen visuellen und textlichen (maritimen) Ästhetik, ihrer eindeutigen politischen (anti-repressiven, antifaschistischen) Einstellung sowie jederzeit packenden Live-Performances sind AHAB auch trotz der Tatsache eine sichere Bank, dass sie seit 2015, als "The Boats of the 'Glen Carrig'" erschien, nichts mehr aus dem Studio von sich hören lassen haben.
Das tun sie auch fünf Jahre später nicht; "Live Prey" ist - nomen est omen - der erste Konzertmitschnitt in der soweit 16-jährigen Laufbahn des Quartetts und zeugt von seinen erwähnten Bühnenqualitäten. Der Rahmen dafür war ein denkbar feierlicher: das Deaf Row Fest VI vor drei Jahren in Jena, wo die Gruppe neben Esben And The Witch als Headliner auftrat und ein besonderes Programm darbot, das ihr Debüt “The Call of the Wretched Sea” (2016) in den Brennpunkt stellte.
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AHAB werden bekanntermaßen prosaisch dem Funeral Doom zugeschrieben, und in diese Genre-Schublade passten ihre frühen Werke zweifelsohne, wohingegen ihre Wurzeln heute zwar immer noch fest und tief im Boden stecken, aber viel mehr hinter der Musik steckt als Growls, Zeitlupen-Grooves und bleischwere Riffs. So gesehen repräsentiert "Live Prey" den gegenwärtigen Status quo der Band nur bedingt, also lässt sich die Platte hinsichtlich ihres Fokus auf den definitiv kultigen Einstand weniger als Performance-Beste-of begreifen, sondern eher als Geschenk an altgediente Anhänger. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/a8574c8e588041e9b4a7249ecbc90244" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.06.2020
Napalm / Universal
58:34
26.06.2020