Wenn sich ein Mann wie AL DI MEOLA, dem das Zitat: „Jazz ist intellektuell, er zielt auf das Gehirn, aber rührt nicht das Herz“ zugeschrieben wird, sich nun schon zum zweiten Mal nach 2013 an eine Hommage der aus Liverpool stammenden, einflussreichsten Band des Rock und Pop heranwagt, liegt die Vermutung nahe, der New Yorker Gitarrenvirtuose würde sich entsprechend weit von seiner Kernkompetenz entfernen, um genau jene Menge Herz in die Musik zu pumpen, die es braucht, um den Spagat zwischen „herzlosem“ Jazz und Kompositionen zu schaffen, die von der damaligen bis in die heutige Zeit Emotionen und große Gefühle zu transportieren in der Lage sind.
Dem ist nicht unbedingt so, denn „Across The Universe“ als Cover-Album bekannter und weniger bekannter THE BEATLES Songs, besticht – wie sich das für ein AL DI MEOLA Album geziemt - durch geniale, virtuose Gitarrenarbeit, die zwar den unsterblichen Evergreens Rechnung trägt, ihren tief in jazzigen Gefilden zu verortenden Ursprung aber nicht verleugnen kann und will. Somit ist ein Werk entstanden, das sich weniger an Fans der Liverpooler wendet als vielmehr versucht, die Welthits im Bereich der Jazzliebhaber salonfähig zu machen, denen die Fab Four seit je her zu profan erschienen.
Vor diesem Hintergrund gibt es auf „Across The Universe“ jede Menge zu entdecken, denn die LENNON / MCCARTNEY / HARRISON / WILSON / STARKEY Kompositionen bilden nur das Grundgerüst der jazzig-grandiosen Variationen, die AL DI MEOLA seinen diversen Vier-, Sechs- und Zwölfsaitern entlockt. Angefangen beim locker-fluffigen „Here Comes The Sun“, das noch nahe am Original bleibt, über „Strawberry Fields Forever“ mit gänzlich anderem Charakter als von den Komponisten in Noten gefasst, bis hin zur jazzig-jammenden Version von „Hey Jude“ mit Akkordeon und ausladendem Improvisationsteil, nimmt sich DI MEOLA der Songs an, um ihnen seine persönliche Note aufzudrücken.
Das Album endet mit einer Kurzversion des Klassikers „Octopus's Garden“, auf der DI MEOLAs Tochter AVA DI MEOLA im zarten Alter von drei Jahren ihr Debüt als Sängerin gibt, ein Soundschnipsel, den Di MEOLA damals im Auto aufgenommen hat.
FAZIT: Glücklicherweise kann AL DI MEOLA nicht aus seiner Haut heraus. „Across The Universe“ ist eine jazzig-geniale Hommage an die BEATLES, deren zeitlose Kompositionen durch fantastische Improvisationen und ausgeklügelte Arrangements auf spannende Art und Weise interpretiert werden. Das Ergebnis ist sensationell, fesselnd, aber sicherlich nur etwas für Menschen, die mit Jazz oder Fusion etwas anzufangen wissen.
Credits:
HERE COMES THE SUN
(Written by George Harrison, arrangements and additional music Al Di Meola)
Al Di Meola: 12 string harp guitar, acoustic 12 string Guild guitar, Martin D18, 1971 Les Paul custom, Rickenbacker bass, drums, percussion
GOLDEN SLUMBERS SUITE
(Written by Lennon / McCartney, arrangements and additional music Al Di Meola)
Al Di Meola: Conde Hermanos Nylon, Martin D18, drums,
percussion, 1971 Les Paul, Rickenbacker bass
Budapest Strings
Brass Members of the New Jersey Philharmonic
DEAR PRUDENCE
(Written by Lennon / McCartney, arrangements and additional music Al Di Meola)
Al Di Meola: Conde Hermanos, Ovation, Guild 12 string, Rickenbacker bass, percussion
Voices: Al Di Meola, Valentina Di Meola, Hernan Romero
NORWEGIAN WOOD
(Written by Lennon / McCartney, arrangements and additional music Al Di Meola)
Al Di Meola: Conde Hermanos, Ovation, Guild 12 string, Rickenbacker bass, percussion
Amit Kavthekar: Tabla
Brass Members of the New Jersey Philharmonic
MOTHER NATURE’S SON
(Written by Lennon / McCartney, arrangements and additional music Al Di Meola)
Al Di Meola: Martin D18, Conde Hermanos Nylon, percussion, drums
Derek Wieland Brass Section
STRAWBERRY FIELDS FOREVER
(Written by Lennon / McCartney, arrangements and additional music Al Di Meola)
Al Di Meola: Melotron, Ovation Steel String, 1971 Les Paul, Rickenbacker
bass, Martin D18, drums, keyboards, percussion (left channel)
Derek Wieland Brass section · Budapest String Section
Amit Kavthekar: Tablas
YESTERDAY
(Written by Lennon / McCartney, arrangements Al Di Meola)
Al Di Meola: Conde Hermanos, Martin D18
YOUR MOTHER SHOULD KNOW
(Written by Lennon / McCartney, arrangements and additional music Al Di Meola)
Al Di Meola: Martin D18, keyboards, Rickenbacker bass, all percussion, Conde Hermanos
Derek Wieland: Brass section
Hernan Romero: Chaka strums
HEY JUDE
(Written by Lennon / McCartney, arrangements and additional music Al Di Meola)
Al Di Meola: Martin D18, 1971 Les Paul, percussion
Fausto Beccalossi: Accordion
Hernan Romero: Chaka strums
I’LL FOLLOW THE SUN
(Written by Lennon / McCartney, arrangements and additional music Al Di Meola)
Al Di Meola: Conde Hermanos Nylon, PRS Prism
Al Di Meola signature guitar, drums and percussion
Randy Brecker: Trumpet
Hernan Romero: Palmas
JULIA
(Written by Lennon / McCartney, arrangements Al Di Meola)
Al Di Meola: Conde Hermanos Nylon, Martin D18, percussion
Fausto Beccalossi: Accordion
Hernan Romero: Chakas
TILL THERE WAS YOU
(Written by Meredith Willson, arrangements and additional music Al Di Meola)
Al Di Meola: Martin D18, PRS Prism Signature Electric
guitar, percussion, drums, bass
HERE, THERE AND EVERYWHERE
(Written by Lennon / McCartney, arrangements Al Di Meola)
Al Di Meola: Conde Hermanos Nylon
OCTOPUS’S GARDEN
(Written by Richard Starkey, arrangements and additional music Al Di Meola)
Ava Di Meola at 3 years old (originally captured singing in the car seat
while listening to the original tune totally unaware that I was recording it)
Al Di Meola: Conde Hermanos, Martin D18, keyboards, percussion
Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.03.2020
Al Di Meola
Ava Di Meola
Al Di Meola
Al Di Meola
Al Di Meola
Tablas: Amit Kavthekar, Brass Section: Derek Wieland, Budapest String Section, Palmas, Chaka Strums: Hernan Romero, Accordion: Fausto Beccalossi, Trumpet: Randy Becker,
earMusic
61:47
13.03.2020