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Reviews

Andreas Vollenweider: Quiet Places – 10 Thematic Improvisations

Stil: Instrumentale Träumereien, New Age, Neo-Klassik

Cover: Andreas Vollenweider: Quiet Places – 10 Thematic Improvisations

Großes Aufatmen – zumindest für all diejenigen, die in den 80er-Jahren die instrumentalen Harfenklangwelten eines ANDREAS VOLLENWEIDER, die sich irgendwo immer zwischen KITARO, VANGELIS, LOREENA McKENNITT und Klassik bewegten, liebten oder zumindest zu schätzen wussten. ANDREAS VOLLENWEIDER greift wieder zur Harfe – welch Glück!

Sogar in der DDR genoss der Schweizer Klangkünstler, der neben seinem die Musik dominierenden Harfenspiel auch Keyboards, Percussion und weitere Instrumente spielt, Hochachtung, sodass gar bei AMIGA eine LP von ihm erschien – und das zu Zeiten, da im Grunde alle Rohstoffe, selbst Vinyl, in der eingemauerten Ostzone verdammt knapp waren.

Durch die Beteiligung der Cellistin Isabel Gehweiler räumt Vollenweider auf „Quiet Places – 10 Thematic Improvisations“ dem Cello einen ähnlich hohen Anteil wie seiner Harfe ein, was besonders durch die vielen getragenen Streicher-Momente sofort auch den Titel des Albums erklärt. Denn es sind größtenteils die ruhigen musikalischen Orte, welche in den zehn thematischen Improvisationen besucht werden. Mitunter eignet sich „Quiet Places“ sogar ausgezeichnet zu meditativen Reisen in sein eigenes Inneres, ohne dabei in langweilige Träg- und Eintönigkeit zu verfallen.
„Come to The Quiet Place“ bekommt beispielsweise auch ein paar regelrecht rockig erscheinende, härtere Momente mit finsteren Schlageinlagen verpasst, während danach auf „Venus In The Mirror“ das Cello wieder, wie die Loreley, sein harmonisches „Liedchen“ singt.

Auch die sehr gute Sound-Qualität trägt dazu bei, dass Vollenweiders doch sehr überraschend erschienenes 2020er-Album nie in Beliebigkeit und Belanglosigkeit verfällt, sondern ein ruhiger, aber trotzdem abwechslungsreicher Genuss ist.

Hintergrund des Albums ist ein Forschungsprojekt der Neonatologie (ein Spezialbereich der Kinder- und Jugendmedizin, der sich mit typischen Erkrankungen von Neu- und Frühgeborenen und deren Behandlung beschäftigt) des Universitätsspitals Genf. Vollenweider entwickelte in diesem Rahmen Musik, deren Klang sich unterstützend auf die Heilungsprozesse der Kleinkinder auswirken könnte und erzielte damit große Erfolge, sodass das National Geographic Magazine feststellte, dass diese Idee „eine der 12 Innovationen, die die Zukunft der Medizin revolutionieren werden“, ist.

Allerdings – wer bisher mit dem Schweizer Musiker (Der Rolling Stone titelte mal in grenzenloser Überheblichkeit: „Musik für Lehrer und Latzhosenträger“!), dessen Tourneen bereits weltweit, egal ob in Amerika, Japan, Australien, England usw., ausverkauft waren und mehr als 15 Millionen Zuhörer vor die Bühnen lockten, nie viel anfangen konnte, der sollte weiterhin seine Latzhosen auslassen und ein anderen Beruf ergreifen, als der Rolling Stone es empfiehlt.

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Für uns jedenfalls gilt das klare FAZIT: VANGELIS-Freunde aber, oder Liebhaber des Harfenspiels einer LOREENA McKENNITT und natürlich alle Frühgeborenen sowie Harmoniebedürftigen werden garantiert „Quiet Places – 10 Thematic Improvisations“ von ANDREAS VOLLENWEIDER, dessen letztes Album „Air“ bereits 11 Jahre zurückliegt, in ihr Herz und ihre Ohren schließen.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.11.2020

Tracklist

  1. Pygmalion
  2. Polyhymnia
  3. The Pyramidians
  4. Entangled
  5. Come To The Quiet Place
  6. Venus In The Mirror
  7. Bella Smiling
  8. Wanderungen
  9. Sculpture
  10. Fields Of Blue

Besetzung

  • Gesang

    Andreas Vollenweider

  • Keys

    Andreas Vollenweider

  • Schlagzeug

    Walter Keiser, Andreas Vollenweider

  • Sonstiges

    Andreas Vollenweider (Harfe, Wind Instruments), Isabel Gehweiler (Cello)

Sonstiges

  • Label

    MIG Music

  • Spieldauer

    41:49

  • Erscheinungsdatum

    02.10.2020

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