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Balbina: Punkt.

Stil: Art Pop

Cover: Balbina: Punkt.

Nomen est wieder mal omen: Weil "Punkt." eben so betitelt wurde, steht ein ebensolcher hinter jedem Songnamen, doch das ist nicht der einzige Ausdruck von Balbinas Exzentrik. Die in Berlin ansässige Künstlerin wurde bereits vom vom Feuilleton als deutsche Björk gerühmt, was natürlich ein vermessener Vergleich, aber ein Stück weit nachvollziehbar ist. Auch wenn ihr drittes Album nämlich nicht mehr so unnahbar wie die beiden Vorgänger "Über das Grübeln" und "Fragen über Fragen" wirkt, erinnert der teils orchestrale Kunstpop darauf bisweilen an das jüngere Schaffen der Isländerin.

Ansonsten lassen sich auch hinsichtlich Balbinas dunklen Timbres Assoziationen zu Euroythmics respektive Laurie Anderson oder sogar Diamanda Galás ausmachen (höre etwa 'Weit weg.'). Ihre neuerdings recht persönlichen Texte verleihen "Punkt." eine ausgeprägt emotionale Note, wozu auch der musikalische Background beiträgt; zu einem ebensolchen verkommt die größtenteils synthetisch erzeugte Klangkulisse zwar nie, doch die eindringliche Singstimme genießt eindeutig und naheliegenderweise Priorität.

"Punkt." pulsiert über weite Strecken wie entschleunigte Tanzmusik aus den 1980ern mit höherem inhaltlichen Anspruch (Talk Talk, Japan bzw. Dali's Car), wozu man ein grell geschminktes Pärchen sieht, das sich in inniger Umarmung im Takt wiegt. Übrigens hat das Songmaterial nichts sperrig Avantgardistisches, sondern ist eingedenk smoother R&B- oder Gospel-Elemente (Chorgesang) ein sehr eingängiges Album. Paradebeispiel für tolles Songwriting sind in diesem Zusammenhang die zweisprachig vorgetragenen Nummern 'Bluenote.' und 'Punkt.', das wirklich ergreifende Titelstück.

Für ihre Interpretation von 'Sonne.' die das Rammstein-Original komplett auf den Kopf und in den Schatten stellt, gehört Balbina zudem ein Adelstitel verliehen … oder so.

FAZIT: Sollte "Punkt." euren Erstkontakt mit Balbina markieren, macht euch auf eindrucksvollen Chamber Pop abseits der meisten Konventionen (wenn auch mit recht offensichtlichen Vorbildern) gefasst. Eine der Entdeckungen des noch jungen Jahres 2020. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/72ac6b5cae7340a0bbb2b88382db1e66" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.01.2020

Tracklist

  1. Hinter der Welt.
  2. Weit weg.
  3. Wanderlust.
  4. Bluenote.
  5. Augenblick.
  6. Langeweile.
  7. Zwischenspiel 1
  8. Sonne.
  9. Punkt.
  10. Zwischenspiel 2
  11. Zwischenspiel 3
  12. Kein Ende.
  13. Zwischenspiel 4
  14. Machen.

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Polkadot / BMG

  • Spieldauer

    42:45

  • Erscheinungsdatum

    10.01.2020

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