Innerhalb der dieser Tage anscheinend kräftiger denn je brummenden spanischen Extrem-Metal-Szene sind BALMOG quasi Urgesteine und haben demnach einen gewissen Ruf zu wahren. Vielleicht rücken die auf die 20 Lenze zugehenden Galizier mit ihrer neusten Veröffentlichung auch aus diesem Grund von ihrer bislang schonungslos krassen Leitlinie ab, denn so vielseitig wie auf "Pillars Of Salt" klang die Band bisher nicht.
Die fast 19 Minuten dieser Mini-LP zeigen BALMOG zwar düster wie ehedem, doch um ihrer Vorliebe für die Schattenseiten des Daseins - komplett mit dem fast schon obligatorischen spirituellen bzw. esoterischen Überbau - Ausdruck zu verleihen, macht sich die Band andere Idiome abseits der Death- und Black-Schienen zunutze. Die Nummer beginnt als atmosphärischer Doom mit beschwörendem (Sprech-)Gesang, wobei sich Gitarrist und Sänger Balc immer wieder zu verheißungsvollen Schreien hinreißen lässt. Dass ihm seine Texte heuer wichtiger denn je sind, lässt sich praktisch in jeder Zeile nachempfinden.
Der Frontmann predigt und psalmodiert, als ginge es um sein Leben. Einmal nach nicht ganz vier Minuten sieht man eine Eruption kommen, doch sie erfolgt erst wesentlich später in Form von Blastbeats zu verhallenden, offen gespielten Gitarrenakkorden. In diesem Segment des Songs klingen BALMOC ausgesprochen "schwedisch", denn die flirrenden Riffs haben wie auch die Vocals eine Menge von Watain oder Funeral Mist.
Nach diesem überschaubaren Rückgriff auf den Stil, den das Trio schon auf seinem 2012er Debüt "Testimony Of The Abominable" kultivierte, folgt ein überraschend melodisches Zwischenstück, bevor sich 'Pillars Of Salt' zu einem treibenden Stampfer mit beseelten Gitarrenleads und einer Stimmführung hochschraubt, die man von Sentenceds Klassiker "Amok" zu kennen glaubt.
Alle bislang gezeigten Stilmittel jonglieren BALMOG im weiteren Verlauf nicht nur versiert, sondern auch insofern methodisch, als der Track einem unausweichlichen Klimax entgegenstrebt. Währenddessen hört man auch immer wieder den Einfluss von Foscor- und Graveyard-Shouter Fiar, der die Chorparts arrangiert hat, wohingegen J. Félez (u.a. Teitanblood) für Keyboards und zusätzliche Gitarrenspuren verantwortlich zeichnete.
Dass BALMOG in ihrer Karriere den klassischen Weg über MC-Demos, Vinyl-Singles und kollaborative EPs mit anderen Acts gingen, merkt man "Pillars Of Salt" trotz der Tatsache an, dass ihm hohe Ambitionen vorausgingen. so wie die Gruppe diese erfüllt hat, ist sie nämlich auch dabei geblieben, kompositorisch im Prinzip herkömmlichen Liedstrukturen zu folgen, was den Zugang zu dem Mammutsong umso leichter macht.
FAZIT: BALMOGs aktuelle Einsong-EP ist ein Epos im wahrsten Sinn des Wortes und steht just dadurch, dass sie keinen unverwässerten Death bzw. Black Metal enthält, exemplarisch für den Freigeist, der momentan in der Szene vorherrscht. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/a7b8fd2fb4424fae99e66c42591d5835" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.03.2020
War Anthem / Edel
18:23
27.03.2020