Dieser unapologetische Post-Punk-Vierer aus dem Baskenland ist in mehrfacher Hinsicht exotisch, aber in der Region keinesfalls ein Unikum, wenn man beispielsweise an seine Nachbarn Barricada und Eskorbuto oder die großartigen Berri Txarra (wann gibt's was Neues von euch?) denkt.
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BELAKO sind nicht nur in ihrer Heimat in aller Munde, sondern werden auch von Hipstern wie Oasis' Noel Gallagher hochgejubelt, was aber ohne Zweifel gerechtfertigt ist. Bei ihnen handelt es sich übrigens um alles andere als Newcomer, denn "Plastic Drama" ist bereits das vierte Album der Formation. Das Quartett aus Mungia im Norden Spaniens musiziert seit sechs Jahren zusammen und hält sich nicht immer sklavisch an die Vorgaben seiner Idole aus der ersten Hälfte der 1980er.
Dessen ungeachtet erzeugt "Plastic Drama" erzeugt durch methodische Monotonie eine vertraute Sogwirkung, wobei denkwürdige Melodien (oft vom Bassisten gespielt, wie es in diesem Stil nicht selten geschieht) und Riffs den Zugang denkbar leicht machen. Dazu gibt's elektronische Verzierungen an den richtigen Stellen, wiewohl eine gewisse Erdigkeit bei aller inhärenten Kühle, die dieses Genre gemeinhin mit sich bringt, bewahrt bleibt.
Das Geschwisterunternehmen, das zwei starke Frauen in Person von Sängerin und Keyboarderin Cristina Lizarraga (ihr Bruder Josu spielt Gitarre) sowie Bassistin Lore Nekane Billelabeitia anführen, hat mindestens mit dem selbstbewussten 'The Craft', dem ätherischen Titelstück und der abschließenden Videosingle 'Truce' Trümpfe im Ärmel, die sowohl für den Facettenreichtum auf "Plastic Drama" stehen als auch das Potenzial haben, die Band international ins Gespräch zu bringen - Exotik wie anfangs erwähnt hin, stilistische Exzentrik her.
FAZIT: BELAKO sind eine der ersten Adressen, die man ansteuern sollte, um einen Ausblick auf die mögliche Zukunft des Indie Rock und Post Punk zu finden. Die Bask*innen vertonen ihre eigene Suche nach dem Sinn des Seins in Zeiten einer krampfhaft wirtschaftlichen Erfordernissen folgenden Weltgesellschaft inklusive eines lauten Appells für mehr Menschlichkeit - und zwar ohne Pathos, teils haarsträubend emotional und absolut Chart-tauglich. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/3f360eb32d4b4ca6bbcfb72c2a35590e" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.08.2020
BMG / Warner
38:04
28.08.2020