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Benediction: Scriptures

Stil: Death Metal

Cover: Benediction: Scriptures

Die Spatzen pfeifen es bereits anderswo von den Dächern: Nach zwölfjähriger Sendepause wirken BENEDICTION wie ausgewechselt: Die nach der Jahrtausendwende nicht zuletzt aufgrund personeller Instabilität zusehends der Bedeutungslosigkeit anheimgefallenen Briten legen mit "Scriptures" ein Comeback aufs Parkett, das sich gewaschen hat.

Die Frische, von der die englischen Pioniere 2020 zehren, mag zum Teil auch ihrem zurückgekehrten zweiten Sänger Dave Ingram gedankt sein, der ihre goldenen Jahre prägte. Nach einem explosionsartigen Einstieg mit 'Iterations Of I' (inklusive Metallica-'Hit The Lights'-verdächtigem Intro), der die Anfänge der Band mit Barney Greenway am Mikro ins Gedächtnis ruft, walzen u.a. 'The Crooked Man' und das dreiminütige 'Embrace The Kill' - einer von mehreren kurzen Knallern - fast wie BENEDICTIONs verblichene Nachbarn Bolt Thrower, bloß dass deren Düsterkeit unantastbar bleibt.

Die beiden Gründer, Gitarristen und Songwriter Darren Brookes und Pete Rew wollten aber ohnehin nie mit den Kollegen konkurrieren, sondern hatten stets ihre ganz eigenen Vorzüge … die sich auch im weiteren Verlauf von "Scriptures" in gebündelter Form offenbaren. Dem perfide ins Ohr gehenden Uff-tata von 'Progenitors Of A Paradigm' etwa (übrigens: Daves Texte machen wie ehedem den kleinen, feinen Unterschied zwischen dieser und etlichen austauschbar Blut und Teufel heraufbeschwörenden Szene-Kapellen aus) steht vergleichsweise komplexe Ware wie 'In Our Hands, The Scars' oder das stampfende Finale 'We Are Legion' gegenüber.

Punk-Elemente schließlich genügen dort, wo es eben ohne Umschweife wehtun muss ('Scriptures Of Scaret', 'Rabid Carnality'), und in 'Stormcrow' ist dann auch wieder der untrügliche Groove am Start, den der nicht mehr zur Band gehörende Neil Hutton während seiner Mitgliedsjahre einbrachte. Das Beste aus allen BENEDICTION-Äras also?

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Ja, wobei sich die Band halt auch ihre alten (unbedingt charmanten!) Schwächen bewahrt hat: einen stimmlich eingeschränkten Vokalisten (alle bisherigen waren das) und eine gewisse Beschränktheit auf rein spielerischer Ebene.

FAZIT: In einem starken Death-Metal-Jahr rangiert "Scriptures" locker unter den zehn stärksten Old-School-Veröffentlichungen des Genres. BENEDICTION versöhnen auf ihrem ersten Album seit 2008 die furiose Direktheit ihrer Frühphase mit Ideen, die ihrem musikalisch anspruchsvollsten (aber etwas lahmen) Werk "The Dreams You Dread" nicht unähnlich sind, und reduzieren ihre zwischenzeitlichen Stumpf-Hardcore-Anwandlungen auf ein Mindestmaß, sodass scheinbar mühelos (Rückkehrer Ingram sei Dank?) ihre ausgewogenste Platte überhaupt entstanden ist. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/16b3413bd24a425e9923e0d3cf7d689a" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.10.2020

Tracklist

  1. Iterations Of I
  2. Scriptures In Scarlet
  3. The Crooked Man
  4. Stormcrow
  5. Progenitors Of A New Paradigm
  6. Rabid Carnality
  7. In Our Hands, The Scars
  8. Tear Off These Wings
  9. Embrace The Kill
  10. Neverwhen
  11. The Blight At The End
  12. We Are Legion

Besetzung

  • Bass

    Dan Bate

  • Gesang

    Dave Ingram

  • Gitarre

    Darren Brookes, Peter Rew

  • Schlagzeug

    Giovanni Durst

Sonstiges

  • Label

    Nuclear Blast / Rough Trade

  • Spieldauer

    47:03

  • Erscheinungsdatum

    16.10.2020

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