<b>„That's one small step for a man, one giant leap for mankind!“</b> (Neil Armstrong, Kommandant der Apollo 11 und erster Mensch, der den Mond betrat und dort die amerikanische Flagge hisste)
<b>„Das Album 'Die Mondlandung' ist eine elementare und persönliche Musik. Sie sollte bezüglich des verwendeten Instrumentariums auch zeitlich in einem besonderen Bezug stehen. Für viele, der auf dem elektronischen Weg erzeugten Klänge, wurden wertvolle antike Synthesizer verwendet.“</b> (Bernd-Michael Land)
Also sei's drum – Gott und die Welt und die Wissenschaft und alle Medien quatschen wie wild über den kleinen Schritt eines Kosmonauten, der so ein großer Schritt – Man weiß nicht immer, ob wirklich in die richtige Richtung! – für die Menschheit sein sollte und der sich 2019 zum fünfzigsten Mal jährte. Der Worte jedenfalls sind genug dazu gewechselt, lassen wir nun den Noten und elektronischen Klängen freien Lauf, welche der Elektronik-Pionier und Klangtüftler BERND-MICHAEL LAND auf seiner aktuellen CD „Die Mondlandung – 50th Anniversary” dazu erzeugt.
Doch bevor sich LAND tatkräftig in seiner MondLANDung (Solche Buchstabenspielerei passt bei diesem Namen wirklich großartig!) an seinen Synthies auslässt, geht er umfangreich in deutscher Sprache im Rahmen des 12seitigen Booklets unter den Kapiteln „Die Mission“, „Die Mondlandung“ und „Ein kleiner Schritt“ auf dieses historische Ereignis, den Wettlauf im All zwischen den Amis und Russland im Rahmen des damals noch bitterKalten Krieges, ein.
Und so sensationell diese Mondlandung vor 50 Jahren auch war, so konsequent bleibt BERND-MICHAEL LAND sich, seiner Experimentierlust und der Berliner Schule treu, die ja bekanntlich neben dem elektronischen Krautrock auch – ausgelöst durch KLAUS SCHULZE – immer wieder als „Kosmische Musik“ von „kosmischen Musikpionieren“ bezeichnet wird, was Schulze übrigens nie sonderlich mochte.
Mit „Die Mondlandung“ jedenfalls macht BERND-MICHAEL LAND so aus der Definier-Not eine musikalische Elektronik-Tugend, die absolut passt und auf anschauliche Weise wie der Soundtrack hinter der Apollo-11-Landung, bei der noch dazu einige Schwierigkeiten auftraten, klingt.
Land selbst beschreibt seine Musik hierfür als „ur-elektronisch und experimentell“, sodass natürlich der klassische Berliner-Schule-Status unverkennbar an allen Stellen durchschimmert.
Wer allerdings bei dieser Thematik erwartet, dass auch die Original-Funksprüche der Apollo 11 irgendwo in den fast 74 Minuten mit eingebaut werden, der wird enttäuscht, denn der in Frankfurt am Main geborene Elektronik-Experte verzichtete bewusst auf diese Möglichkeit, weil viele andere Musiker bereits auf diese Variante zurückgriffen. Die Mondlandung soll so ein einzigartiges Klangerlebnis bleiben, bei dem klug konstruierte Stepsequenzer die modular aufgebauten Synthesizer steuern, die mit verfremdeten Feldaufnahmen und weiteren Artefakten sich zu einem Großen und Ganzen transformieren. Oftmals kommen einem dabei die frühen Aufnahmen eines KLAUS SCHULZE in den Sinn, dessen Arbeitsweise und Experimentierlust mit der von BERND-MICHAEL LAND vergleichbar ist.
Nicht ohne Grund versetzt sich Land deshalb bewusst in die Zeit vor einem halben Jahrhundert zurück, an die er sich noch sehr gut erinnern kann, da er als damals 15-Jähriger am heimischen Schwarz-Weiß-Fernseher dieses „große Abenteuer der Wissenschaft“ live mitverfolgen durfte: „Es scheint heute unvorstellbar, wie spannend das damals war. Obwohl sich die Zeit vom Landeanflug bis bis zum Betreten der Mondoberfläche über so viele Stunden hingezogen hatte, starrten wir gebannt auf die Mattscheibe und verfolgten den Funkverkehr.“
Drei Jahre später „irrlichterte“ dann KLAUS SCHULZE mit seinem ersten Elektronik-Album als kosmischer Pionier durch die Gehörgänge vieler extrem verblüffter Hörer, während kurz zuvor schon TANGERINE DREAM nach ihrer elektronischen Meditationsphase auf dem „Alpha Centauri“ gelandet waren und sich die Mannen um MANUEL GÖTTSCHING in ihrem ASH RA TEMPEL den kosmischen „Schwingungen“ hingaben.
Irgendwo in diesem Umfeld dockt nun auch BERND-MICHAEL LAND mit seiner „Mondlandung“ an.
„Die Mondlandung – 50th Anniversary” lebt von vielen Synthie-Flächen sowie entspannten Ambient-Klängen, die manchmal ein wenig ausufern, aber immer wieder durch elektronische Drumrhythmen und experimentellen Souncollagen durchbrochen werden. Selbst deutlich dynamischer Stücke wie beispielsweise „Mare Frigoris“, welches die Mondlandung mit flotteren Klangstrukturen abschließt, fehlen nicht. Noch dazu ist die voluminöse und stereoverliebte Klangqualität des Albums auf jeder besseren Stereo-Anlage oder unter Kopfhörern ein echtes Erlebnis.
Am Ende bleibt das irdische FAZIT, dass BERND-MICHAEL LAND mit „Die Mondlandung – 50th Anniversary” eine gelungene Electronic-Adaption mit deutlichen Berliner-Schule-Parallelen zu dem historischen, ein halbes Jahrhundert zurückliegenden Ereignis beisteuert, bei dem der erste Mensch auf dem Mond die historischen Worte über die kleinen und großen Schritte der Menschheit verlor, die leider heutzutage von vielen – gerade aus dem Land, das als erster Mondbezwinger den Kalten Krieg für sich entschied – entweder nicht wirklich begriffen worden oder in Vergessenheit geraten sind.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.01.2020
Bernd-Michael Land
Eigenvertrieb/Elektro-Kartell-Recordings
73:52
11.10.2019