Das neue, in der Tat schon elfte Studioalbum von BLACKMORE'S NIGHT ("Nature’s Light", die eingeweihten Fan-Spatzen pfeifen es von den Dächern) wirft seine Schatten voraus, da möchten Mastermind Ritchie B. und seine Ehefrau Candice Night eure Weihnachtszeit mit einer EP aufhellen: "Here We Come A-Caroling" enthält vier ausgesprochen niveauvolle Arrangements anstelle von plump originalgetreuen Covers zigmal durchgenudelter Schmalz-Standards zum ach so besinnlichen und friedlichen Wiegenfest des biblischen Jesus von Nazareth.
Das eröffnende 'Here We Come A-Caroling' (geht aufs 19. Jahrhundert und England zurück) und 'O Little Town Of Bethlehem' aus der Feder des britischen Liedermachers Chris Eaton (Little Richard machte Anfang der 1980er einen Hit daraus) kommen mit mit Rentierschlitten-Schellen und Flöte daher. Das Hirteninstrument spielt auch in der Nummer dazwischen eine tragende Rolle: Das im Walzertakt vorgetragene 'It Came Upon A Midnight Clear', das auf einem Gedicht des US-amerikanischen Unitarian-Church-Pfarrers Edmund H. Sears beruht und u.a. durch Frank Sinatra bekannt wurde.
Bleibt noch das letzte und international unter allen, die Weihnachten feiern, wohl geläufigste Lied: Für 'Silent Night' (klar: 'Stille Nacht, Heilige Nacht') verzichtete das Duo auf eine Begleitung durch seine mittlerweile feste Rhythmusgruppe aus Drummer und Bassist zugunsten eines Keyboard-Teppichs und im Wandergitarren-Duktus angeschlagener Akkorde, um Nights Stimme ins Zentrum zu stellen.
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Für demnächst haben earMusic übrigens eine gesamte Neuauflage der bisherigen Diskografie des Projekts angekündigt. Mit diesem Release schließt sich außerdem gewissermaßen ein Kreis: 1997 veröffentlichten Edel schließlich "Shadow of the Moon" das Debüt, des im selben Jahr aus der Taufe gehobenen Projekts, und trugen maßgeblich zu Blackmores erfolgreichem Leben nach Deep Purple bei. Ob sie die Band und ihren ex-Klampfer vielleicht auch noch einmal verkuppeln können?
FAZIT: Eine Weihnachts-EP von BLACKMORE'S NIGHT mit vier bekannten Christmas-Standards im pseudo-mittelalterlichen Gewand - man muss halt auf den piekfeinen, aseptischen Sound des Projekts können, um auch einem solchen Unterfangen etwas abgewinnen zu können. Schlimmer als ein Festtags-Sampler vom Grabbeltisch ist das Ding definitiv nicht. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/22e2d573d9f44778886539fd4acc7145" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.11.2020
Candice Night
Ritchie Blackmore
earMusic / Edel
16:38
04.12.2020