Klassischer russicher Heavy Metal ist dem gemeinen Genre-Fan, so er sich nicht tiefer mit der Materie und Geschichte seiner Lieblingsmusik beschäftigt, allenfalls im Zusammenhang mit den langlebigen Aria geläufig, ehe ihm vielleicht noch ex-Rage- und Almanac-Gitarrenhexer Viktor Smolski einfällt. BLAZING RUST hingegen sind erst vor relativ kurzer Zeit auf den Plan getreten und könnten mit ihrem völlig traditionellen, aber klanglich zeitlos wie modern in Szene gesetzten Stoff im Grunde genommen aus jedem anderen (europäischen) Land stammen.
Die St. Petersburger fahren auf einer melodischen Schiene, ohne in AOR-Gefilde abzudriften, gleichwohl sie wenn nicht direkt "plüschigen", so aber auf jeden Fall lässigen Midtempo-Hardrock keineswegs scheuen. Das Titelstück ist diesbezüglich Edelware mit einer wehmutsvollen Gesangsperformance, die Frontmann Igor Arbuzov genauso für höhere Weihen empfiehlt wie das peitschend flotte 'Race With Reality' oder bereits der kompakt knallende Opener 'Let It Slide', die beide an BLAZING RUSTs Debüt „Armed To Exist“ (erschienen 2017) zurückdenken lassen.
Im Vergleich dazu wirkt „Line Of Danger“ allerdings ausgewogener, so als ob die Combo reichlich Erfahrung auf den Bühnen ihrer Heimat gesammelt hätte. Ob dies der Fall war oder nicht: Auch die Anordnung der Songs ist als vertontes Wechselbad zwischen treibenden, unterschwellig düsteren Tracks ('The Son Of Lucifer', ein dramatisch stampfendes Glanzlicht) und beinahe erhebenden, flockig leichten Nummern wie insbesondere 'Only To Burn' nichts weniger als gewieft.
Müsste man dem Quintett eines ankreiden, dann seine verhältnismäßige Unauffälligkeit, denn so charismatisch, wie sein Sänger sich gibt, ist es sich scheinbar in dem Maß selbst genug, als es sich nicht zu plakativ grellen Gesten hinreißen lässt. Kurzum …
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FAZIT: … rockiger Metal für internationale Weihen von Mütterchen Russland - BLAZING RUST sind ein bisschen wie die High Spirits des Ostens, bloß dass ihnen (noch) die Chris Maycock ebenbürtigen Hits fehlen. Das swingende 'Murder' ist zumindest schon nah dran … <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/2750ddd24a2040a986fa2009695a1d23" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.07.2020
Pure Steel / Soulfood
38:21
24.07.2020