Obwohl Brent Cobb schon für einen Grammy nominiert war ("Shine on Rainy Day" wäre 2016 fast als die Americana-Platte schlechthin ausgezeichnet worden), ist er immer noch nicht im Country-Mainstream angekommen. Das mag daran liegen, dass seine Musik von jeher stets so urtümlich war, dass Feierabend-Cowboys wenig bis nichts damit anfangen konnten.
Der Singer-Songwriter im lauf der Jahre von Los Angeles nach Nashville und schließlich in den US-Bundesstaat Georgia gezogene Künstler steht Leuten wie Townes Van Zandt oder Bob Dylan insofern näher, als die Inhalte seiner Songs zur Kenntnis genommen und überdacht werden möchten; sie machen mindestens die Hälfte des großen Ganzen aus und runden Kompositionen ab, die oberflächlich betrachtet kaum Genre-treuer sein könnten.
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Man führe sich diesbezüglich nur das mit warmem Orgel-Unterfutter aufbereitete Titelstück (übrigens gemeinsam mit seiner Ehefrau Layne komponiert) oder das verhalten heiter antreibende 'Dust Under My Rug' mit klassischem Quarten-Bassmotiv zu Gemüte … Wundersamerweise wird Cobb bei aller Stil-Treue zu keiner Zeit vorhersehbar, denn wo andere, die ihm sozusagen artverwandt sind, ihre Lieder künstlich in die Länge ziehen, destilliert er sozusagen die jeweilige Essenz.
Selbige ist etwa in 'When You Go' ein hypnotisches Banjo-Riff und im abschließenden 'Little Stuff' eine Kadenz, die abseits üblicher IV-V-I-Wendungen mitreißt. Das einleitende "listen to your heart" dient also quasi als Leitsatz für diese herrlich warm von Brad Cook (Waxahatchie, Bon Iver, Hiss Golden Messenger) produzierten 37 Minuten.
FAZIT: Brent Cobbs vierter Longplayer steht seinem Vorgänger "Providence Canyon" (2018) in nichts nach, sondern reiht sich nahtlos in einer Diskografie ein, die auf maximale Intensität mit möglichst minimalen Mitteln hinauszulaufen scheint. Unabhängig davon steht der Gitarrist und Sänger damit sehr solide auf den Schultern von Riesen wie Waylon Jennings, Merle Haggard oder Hank Williams. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/00b23edea1a1473782b9b01cb78081b3" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.09.2020
Brent Cobb
Brent Cobb
Ol' Buddy-Thirty Tigers / Membran
36:41
02.10.2020