Thomas Jean Henri ist über seine musikalische Tätigkeit hinaus Fotograf, und wenn man so möchte, hört man das seinem Projekt CABANE auch an. Das Solodebüt "Les Heures de Raison" des ehemaligen Schlagzeugers von Venus, die in seiner Heimat Belgien so etwas wie Lokalhelden waren, bevor er sie zur Jahrtausendwende nach zwei Studioalben verließ, erschien bereits 2007 unter dem Namen Soy Un Caballo, nun wagt er praktisch einen Neustart, der gleichwohl einen längeren Vorlauf hatte.
Schließlich erschien die Vorab-Single 'Sangokaku' mit Oldham erschien in ihrer Urform bereits 2015 auf Vinyl und dient auch heute noch prima als Standortbestimmung, was CABANEs Sound betrifft. Henri hat sie und weitere Kompositionen allerdings gemeinsam mit dem Texterpaar Caroline Gabard und Sam Genders, Arrangeur Sean O'Hagan (High Llamas, zeichnete für die Streicher-Parts verantwortlich) sowie den zusätzlichen Stimmen von Will Oldham alias Bonnie "Prince" Billy und Kate Stables (This Is The Kit) gehörig aufgepeppt.
Das bedeutet wiederum nicht, dass "Grande est la Maison" ein überbordendes Album ist - im Gegenteil. Das Material strahlt etwas Ländliches, Pastorales aus, ein latentes Sixties-Flair im Geist mehr oder weniger tragischer Gestalten wie Nick Drake oder Tim Buckley. Minimalistisch, teils geringfügig ausladender und chorisch in Szene gesetzt wie im abschließenden 'Until the Summer Comes' ergibt sich daraus ein vertraut wirkendes Bild von Folk mit verschrobenen Pop-Anwandlungen.
Stables prägt zwar viele Stücke mit ihrer unschuldig wie Nico Päffgen (The Velvet Underground) anmutenden Stimme ('Now Winter Comes', 'Easily We'll See'), doch Billys eigenes eindringliches Organ macht 'Sangokaku' zum herausragenden Track der Platte.
FAZIT: in kaum mehr als 35 Minuten entfaltet sich auf "Grande est la Maison" unheimlich schöne (darf man ja unverblümt benutzen, das Wort) Liedermacher-Musik mit archaischem Charakter, die nicht nur ein bisschen was vom Freak Folk der britischen Vorreiter Comus oder Pentangle hat - vermischt mit typisch französischem Chanson-Kolorit wohlgemerkt und deshalb gar nicht mal so anachronistisch, sondern recht eigenständig. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/56c28cbf3a2c4cc5a872d74ceb04a011" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.02.2020
Eigenvertrieb
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28.02.2020