Es hat lange gedauert, doch nach über 20 Jahren und mehr oder weniger genauso vielen Alben mit verschiedenen Mitmusikern ist Clint Lowery dazu gekommen, ein erstes Soloalbum in Angriff zu nehmen. "God Bless The Renegades" unterscheidet sich stilistisch nur geringfügig vom Schaffen der Hauptband des Amerikaners und dürfte zu einem wirtschaftlichen Selbstläufer avancieren.
Lowery hat sich dabei allerdings frei entfaltet, ohne vor jemandem, und seien es auch nur Fans, zu Kreuze zu kriechen. Tendenziell schlägt er sanftere Töne an als gewohnt, doch ein wirklicher Stilbruch ist die Scheibe zweifellos nicht. Beim Songwriting ließ sich der Frontmann von seiner Lieblingsband Nine Inch Nails ebenso inspirieren wie von Queens of the Stone Age, altem New Wave und Art Rock sowie Soundtracks, was man gleichwohl nicht bewusst wahrnimmt.
Sein stets beseelter, nie zu schwülstiger Vortrag steht naheliegenderweise im Brennpunkt. Slash-Produzent Michael "Elvis" Baskette, der auch schon die Kollegen Alter Bridge breitwandig in Szene gesetzt hat, versah das Material mit subtilem Zierrat in Form verschiedener Tasteninstrumente analoger Funktion, die den grundlegend warmen Klangcharakter der Platte verstärken. Heraus kam ein relativ aufgeräumter Sound, der Lowerys Songwriting-Qualitäten betont.
'God Bless the Renegades' und 'Allowed To Run' taugen mit ihren hymnischen Refrains vom Start weg für den Dauereinsatz im Formatradio. Seine unverkennbare Goldstimme wertet selbst die arg simpel geschickten Tracks in Lowerys Programm auf, wobei einzig das schreitende 'Here' und das sich wiegende Leichtgewicht 'Kings' weniger gut zu Sevendust passen würden.
Die melancholische Nummern 'Alive' - mit ein paar aggressiveren Gesangsgebärden - und 'What's the Matter' könnten hingegen ebenso gut auf einem Album der Modern-Metal-Schwergewichte stehen, solche wie der bereits erwähnte Opener oder 'She's Free' sind nicht zuletzt dank der erhebenden Vocals die denkbar geilste "stop and go"-Hüpfmucke überhaupt und teils sogar richtiggehend tanzbar
Abgerundet wird die Platte durch gesellschaftskritische, teils persönliche Texte, die keine großen Wellen schlagen dürften, sondern einfach nur gut zur Untermalung der durchgestylten Musik passen. Sie plätschert gegen Ende der Spielzeit zwar immer häufiger allzu seicht vor sich hin ('You Go First', 'Silver Lining', 'Do We Fear God'), doch das liegt in der Natur der ungeschönt auf Masse gestromten Sache.
FAZIT: Sevendust-Anklänge und ein paar nicht weiter ins Gewicht fallende Ausnahmen von der Regel, die alle von einem abgeklärten Komponisten zeugen, ergeben in Form von "God Bless The Renegades" ein Album, mit dem sich Clint Lowery vor allem als Sänger mit unvergleichlichem Timbre und Hook-Gespür empfiehlt; ein paar Überraschungen hätte er aber schon einbauen dürfen. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/90dbc1e34d4d457c925939d02a2e52ce" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.01.2020
Rise
49:26
31.01.2020