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Daily Thompson: Oumuamua

Stil: Stoner, Blues, Spacerock

Cover: Daily Thompson: Oumuamua

Puh, da hat der Chefredakteur hier <a href="http://www.musikreviews.de/news/DAILY-THOMPSON-zwei-neue-Videos--ein-neues-Album/4755/" target="_blank" rel="nofollow">bei seiner Vorstellung des aktuellsten Werks des Dortmunder Trios DAILY THOMPSON</a> im Grunde schon alles vorweggenommen. Wie soll man ob seiner Erklärung des Albumtitels sowie seiner Phrasen wie „Zumindest lassen DAILY THOMPSON ihre Sounds gerne fliegen, schweben und abheben...“ oder „Dass diese Band Qualität hat und in der Alternative Rock Szene eine feste Größe geworden ist, ist längst in Stone(r) gemeißelt...“ noch eine lesenswerte Rezension mit frischen Informationen, sachlicher Kritik, unnötigen Wortspielen sowie arroganter Klugscheißerei zusammengeschustert bekommen? Nun, der Anfang ist ja hiermit schon mal getan.

Ein durchgängig hörenswertes Musikalbum aufzusetzen, ist spätestens seit der weltweiten Etablierung der Streamingportale eine weitestgehend nur noch von Musikenthusiasten geschätzte Kunstform. Das Anklicken einzelner Songs und das Zusammenstellen von Playlists ist bekanntermaßen der in diesen Zeiten gängige Umgang mit Musik. Viele Leute werden beispielsweise von PINK FLOYDs „The Dark Side of the Moon“ wohl nur ‚Time‘ und ‚Money‘ oder aus dem BEATLES-Werk „Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band“ nur ‚Lucy in the Sky with Diamonds‘ und vielleicht noch ‚A Day in the Life‘ kennen. Naja, immerhin, könnte man hier auch denken... Dass sie jedoch, besonders im Albumkontext betrachtet, den ganzen nicht minder spannenden Rest gerade solcher Über-Alben damit verpassen, wird vielen sehr egal sein.

Umso erfreuter ist es, wenn junge Bands auch heutzutage noch ihren Platten ein Grundthema verpassen, an denen sich die Songs stimmungstechnisch orientieren, und einen gewissen Spannungsbogen einbauen. Solche Kriterien sind häufig ein guter Indikator für ein potenziell interessantes Werk. So auch im Fall „Oumuamua“.

Schon die ersten Klänge lassen erkennen, dass der geneigte Hörer hier auf einen sehr besonderen Trip mitgenommen wird. Noch etwas zurückhaltend, fast zaghaft beginnt ‚She’s so cold‘, lässt aber schon, ganz wie es das Covermotiv erahnen lässt, etwas Düsteres, Bedrohliches aufblitzen. Das Stück lässt sich Zeit, um sich vollends zu entfalten. Sängerin und Bassistin Mercedes Lalakakis beginnt nahezu flüsternd die ersten Zeilen, bis nach dem ersten Break Sänger/Gitarrist Danny Zaremba den knalligeren zweiten Part des Songs einleitet. Ab da nimmt die Platte Fahrt auf und führt einen in teils schwindelerregende Stoner-Regionen.

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„Sad Frank“ bremst jedoch das Tempo erst wieder ein wenig herunter. Der Dritte im Bunde, Drummer Matthias Glass, gibt stoisch den Takt vor, in den sich Bass und Gitarre im weiteren Verlauf mehr und mehr eingrooven. Das Stück hat durchaus Hitpotenzial, frisst es sich doch nach einiger Zeit in die eigenen Hirnwindungen, was neben dem Beat an der sehr an die DOORS erinnernde Orgel, gespielt von Gastmusiker Dario Teese, liegt.
Mit „On my Mind“ wird es noch ein wenig eingängiger, natürlich nur im Verhältnis betrachtet. Bluesrockige Klänge der härteren Gangart bestimmen den Sound. Besonders erwähnenswert ist hier, dass Mercedes und Danny sich zum Ende hin im Gesang teils abwechseln, teils ergänzen – ein Stilmittel, welches die Band zukünftig gerne häufiger in ähnlicher Form verwenden darf.

Die B-Seite beginnt mit „Slow me down“, ein Riffmonster mit sehr stimmigen Countryanleihen, das, anders als es der Titel erahnen lässt, nach und nach an Geschwindigkeit zunimmt.
„Half Thompson“ haut dann direkt in die gleiche energiegeladene Kerbe, setzt sogar noch einen drauf, bis man mit Hilfe des anschließenden „Cosmic Cigar (Oumuamua)“ komplett in spaceige Regionen abdriftet. Das Stück fügt sich trotz der eher sphärischen Klänge wunderbar in das Gesamtbild des Albums ein. Doch um den Hörer nicht komplett abdriften zu lassen, zieht die Band zum Ende hin den Stecker und holt ihn in „River of a Ghost“ per Akustikgitarre ganz behutsam wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

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Fazit: „Oumuamua“ ist tatsächlich ein Brocken von einem Album. Ein enorm dichtes, in sich geschlossenes Werk, welches man eher in progressiveren Gefilden denn im (grob formuliert) Stoner/Blues-Bereich vermuten würde. Immerhin hat es mit dem Opener „She’s so cold“ und dem Titelstück „Cosmic Cigar (Oumuamua)“ zwei Songs, die die 10 Minuten reißen, aber dennoch mit 51 Minuten eine sehr angenehme Gesamtlänge besitzt. Klangtechnisch bewegt es sich, von ein paar Ausreißern abgesehen, auf der Tangente irgendwo zwischen Black Sabbath und Sonic Youth, großen Vorbildern also, hinter denen sich DAILY THOMPSON bei so einem Output aber keineswegs verstecken müssen.

<b>Timo Schakau</b>

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.08.2020

Tracklist

  1. <b>Seite A</b> (23:24):
  2. She’s So Cold (11:37)
  3. Sad Frank (5:30)
  4. On My Mind (6:17)
  5. <b>Seite B</b> (27:10):
  6. Slow Me Down (6:17)
  7. Half Thompson (3:04)
  8. Cosmic Cigar (Oumuamua) (12:08)
  9. River Of A Ghost (Unplugged) (5:41)

Besetzung

  • Bass

    Mercedes Lalakakis

  • Gesang

    Danny Zaremba, Mercedes Lalakakis

  • Gitarre

    Danny Zaremba

  • Schlagzeug

    Matthias Glass

  • Sonstiges

    Dario Teese (Orgel)

Sonstiges

  • Label

    NoisOlution / Soulfood

  • Spieldauer

    50:27

  • Erscheinungsdatum

    21.08.2020

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