Doofe Veröffentlichungspolitik, aber wie dem auch sei: "Monochrome / Colour" war 2017 Anathema-Songwriter Danny Cavanaghs erstes Soloalbum seit Langem (gern erinnert man sich noch an "A Place To Be" von 2004, seinen liebevollen Tribut an den unglückseligen Nick Drake) und vermittelte eine gewisse Abendromantik bei Kerzenlicht oder Sommersonnenuntergängen, beides tendenziell nachdenklich stimmende Situationen. Die Platte entstand im Zuge des erstaunlichen Erfolgs des jüngsten Langspielers der Hauptband des Engländers ("The Optimist") und erscheint nun mit vier zusätzlichen Tracks als Boni.
Das ursprüngliche Material steht Anathema strenggenommen so nahe, dass man argwöhnen kann, ob es nicht sogar stärker ist als Cavanaghs aktuelles Schaffen mit seinem Bruder Vincent. Die Handschrift des Multi-Instrumentalisten, der hier beinahe alles im Alleingang eingespielt hat, ist sofort wiedererkennbar, und das Highlight ‚The Exorcist‘ verweigerte er der Gruppe sogar, weil er es für zu gut hielt, um es als zentralen Track eines Albums zu opfern, denn nichts weniger als diese Funktion sah Vince dafür vor. Als Opener ist das Stück aber nur der Anfang eines Gänsehaut-Werkes über Liebe und Verlust nach für den Künstler typischer Art, aber trotz der Beteiligung von Sonnenschein Anneke van Giersbergen tendenziell bedrückter.
Die beiden akustisch arrangierten Fassungen von Album-Tracks sind ein charmantes Plus, wie es Cavanagh bereits in der Vergangenheit (etwa auf diversen Editionen von "Judgement") geboten hat, 'Found' und 'Scandinavia' hingegen brandneu, wobei sie den eigentlichen Album-Nummern in kompositorischer Hinsicht nichts nehmen.
Geigerin Anna Phoebe (u.a. Trans Siberian Orchestra) fügte "Monochrome" übrigens eine wertvolle zusätzliche Klangfarbe hinzu, wodurch es eingedenk feister Zerr-Parts mit verstärkendem Keyboard-Schmelz das düsterere (subjektiv gesprochen bessere) Gegenstück zur jüngeren Anathema-Diskografie wurde. Wer die Platte noch nicht hat oder kennt, bekommt nun die Gelegenheit, sie in verlängerter Version einzutüten.
FAZIT: "Monochrome" bleibt mit oder ohne Zusätze ein für Daniel Cavanagh gewohnt hochemotionales Album, das 2020 so gut ist wie zur Zeit seiner Veröffentlichung. Ob dieser Re-release unterdessen unbedingt sein musste, sei dahingestellt. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/5c8414f3d22644dab81af7142d319f51" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.01.2020
Kscope / Edel
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31.01.2020