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Dead Kosmonaut: Gravitas

Stil: Progressive Rock / Metal

Cover: Dead Kosmonaut: Gravitas

Hinter DEAD KOSMONAUT stecken Nifelheim-Schreihals Pelle Gustafsson sowie Unleashed- und Firespawn- Gitarrist Fredrik Folkare, der hier auch Keyboards spielt, gleichwohl die Band von Bassist Mattias Reinholdsson gegründet wurde. Seine Zusammenrottung möchte im Geiste frühster Vertreter dessen, was man zumindest ansatzweise Metal nennen durfte, zwanglos mit progressiver Haltung Folk-, Blues- und sogar Jazz-Bezüge geltend machen, obgleich ihre stählerne Legierung am Ende doch undurchdringlich bleibt.

Nichtsdestoweniger ist "Gravitas" ein enorm vielseitiges zweites Album für das Quintett, dessen Debüt "Expect Nothing" (2017) eine gleichwertige Unberechenbarkeit allenfalls andeutete. Die erst 2019 erschienene Mini-LP "Rekviem" ließ dann erahnen, was sich nun sozusagen zu voller Blüte entfaltet: DEAD KOSMONAUT agieren mit zwanglos progressiver Haltung an der Schnittstelle zwischen Hardrock und prototypischem Heavy Metal, schreiben in diesem breiten Rahmen fantasievolle Songs und profitieren dabei von ihrer endlich gefestigten Besetzung.

Die Schweden mögen stilistisch wankelmütig unterwegs sein, dies jedoch mit Methode und einer Erhabenheit, die in der Tat an alte Helden denken lässt, nicht an verhältnismäßige Newcomer. Dass "Gravitas" praktisch wie ein Musikalbum nach traditionellem Verständnis des Begriffs strukturiert wurde, unterstreicht diese Tatsache zusätzlich.

Mit den ersten vier Tracks, die jeweils durchschnittlich fünf Minuten dauern, liefert das Quintett leicht fassbares Material ab, angefangen beim getragenen Epos 'Black Tongue Tar' über den schwungvollen Straßenrocker 'Iscariot's Dream' bis zu den mystischen Uptempo-Wundern 'Vanitatis Profeta' und 'The Spirit Divide' (mit Steve-Harris-'Rhime of the Ancient Mariner'-Gedächtnisbass).

Der Anführer der Gruppe vergleicht ihren Stoff in diesem Zusammenhang mit dem von Iron Maiden, die verblüffend simple Songs mit Hit-Potenzial regelmäßig durch weitschweifige Epen ausbalancieren. Dementsprechend unterteilten DEAD KOSMONAUT ihr neues Werk in diese recht kompakte A-Seite und "anspruchsvolle" B-Seiten-Tracks, die man sich nicht unverzüglich erschließt.

"Gravitas" bringt Gäste wie Daniel Moilanen (Katatonia, Runemagick - übernahm einige Schlagzeugparts), Ex-Klampfer Per Broddesson oder Organist Mats G. Eriksson im zweiteiligen 'Dead Kosmonaut' zu Gehör, wobei der abschließende Track, der um ein kurzes Intro erweitert wurde, zugleich den erwartbaren Höhepunkt dieses rundum herrlich zeitlosen Langspielers markiert.

Zuvor besticht das ebenso elf Minuten lange 'Hell / Heaven' als urtümliche Power-Ballade mit langem Vorlauf, bis der übrigens durchweg auf der ganzen Platte einfühlsame Gesang (tolle poetische Texte auch) einsetzt - ein kleines Meisterwerk, und als solches darf man "Gravitas" ganz allgemein bezeichnen, ohne rot zu werden!

FAZIT: DEAD KOSMONAUTS zweites Album ist einer der frühen Hochkaräter des Metal-Jahres 2020. Die abenteuerlustigen Stockholmer wirken wie eine alterfahrene Variante ihrer Landsleute Night, spielen also epischen Metal mit Hardrock- und Prog-Nuancen, rundum toll komponiert und in emotionaler Hinsicht wenn auch nicht unaufhörlich mitreißend (die Band lässt es gern langsam angehen), so doch immer ergreifend. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/6423ae04abb945208196f1ce00b4c6e8" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.01.2020

Tracklist

  1. Black Tongue Tar
  2. Iscariot's Dream
  3. Vanitatis Profeta
  4. The Spirit Divide
  5. Hell / Heaven
  6. Gravitas
  7. Dead Kosmonaut - Part I
  8. Dead Kosmonaut - Part II

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    High Roller / Soulfood

  • Spieldauer

    47:08

  • Erscheinungsdatum

    31.01.2020

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